Washington/Neu Delhi (Reuters) – US-Präsident Donald Trump hat umfassende Strafzölle gegen Indien angekündigt und dies auch mit den Verbindungen des Landes zu Russland begründet. “Sie haben schon immer den größten Teil ihrer Militärausrüstung von Russland gekauft und sind neben China der größte Abnehmer von russischer ENERGIE, zu einer Zeit, in der jeder will, dass Russland DAS TÖTEN IN DER UKRAINE BEENDET — ALLES KEINE GUTEN DINGE!”, schrieb Trump am Mittwoch auf der Plattform Truth Social. Ab dem 1. August werde ein Zoll von 25 Prozent auf sämtliche Waren aus Indien erhoben. Zudem werde Indien mit einer nicht näher bezeichneten Strafe belegt. “Indien ist zwar unser Freund, aber wir haben über die Jahre verhältnismäßig wenig Geschäfte mit ihnen gemacht, weil ihre Zölle viel zu hoch sind”, erklärte er. Außerdem habe Indien weitere Handelshemmnisse aufgebaut.
Mit der Ankündigung Trumps erhielten die Hoffnungen auf ein begrenztes Handelsabkommen zwischen den beiden Ländern einen Dämpfer. Unterhändler beider Seiten hatten monatelang über eine Lösung für strittige Fragen verhandelt. Dabei ging es vor allem um den Marktzugang für amerikanische Agrar- und Milchprodukte. Indische Vertreter hatten sich jedoch gegen eine Öffnung des heimischen Marktes für Weizen, Mais, Reis und gentechnisch veränderte Sojabohnen gewehrt. Sie verwiesen auf die Risiken für die Lebensgrundlage von Millionen indischer Bauern. Aus indischen Regierungskreisen verlautete, man bleibe mit den USA weiter im Gespräch über ein Handelsabkommen. Das indische Handelsministerium, das die Verhandlungen führt, reagierte zunächst nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.
Die neuen Zölle dürften die indischen Warenexporte in die USA beeinträchtigen, die 2024 auf rund 87 Milliarden Dollar geschätzt wurden. Betroffen sind arbeitsintensive Produkte wie Kleidung, Arzneimittel, Edelsteine und Schmuck sowie petrochemische Erzeugnisse. Die USA weisen derzeit ein Handelsdefizit mit Indien von 45,7 Milliarden Dollar auf. Indien reiht sich damit in eine wachsende Liste von Ländern ein, die im Rahmen von Trumps Handelspolitik mit höheren Zöllen konfrontiert sind. US-Industrieexporte nach Indien im Wert von rund 42 Milliarden Dollar sowie Energielieferungen könnten von Vergeltung betroffen sein, sollte Indien seinerseits mit Zöllen reagieren.
Die Ankündigung steht im Widerspruch zu früheren Zusagen von Ministerpräsident Narendra Modi und Trump, die erste Phase eines Handelsabkommens bis Herbst 2025 abzuschließen. Indische Regierungsvertreter hatten die USA in der Vergangenheit als wichtigen strategischen Partner bezeichnet, besonders als Gegengewicht zu China.
(Bericht von Susan Heavey, Katharine Jackson in Washington, Manoj Kumar und Aftab Ahmed in New Delhi; geschrieben von Markus Wacket; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)