– von Ilona Wissenbach
Frankfurt (Reuters) – Für die Lufthansa ist es ein durchwachsenes Jahr mit stabilem USA-Geschäft und härterem Wettbewerb in Europa.
Trotz der Zurückhaltung von USA-Reisenden aus Deutschland laufe der wichtige Nordatlantik-Markt gut, erklärte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Donnerstag. Denn die Nachfrage von Kunden in den USA nach Europa-Flügen sei hoch, wenngleich die Ticketpreise unter Druck kämen. In Europa wird unterdessen der Wettbewerb härter, die Ticketpreise sinken. Hohe Kosten durch Klimaschutzregeln, Steuern und Gebühren sowie Lohnsteigerungen bremsen den Gewinn. “In Summe bleiben Unsicherheiten und Risiken in erheblichem Maß bestehen”, sagte Spohr.
Das im vergangenen Jahr gestartete Programm zur Sanierung der angeschlagenen Kernmarke Lufthansa kommt Spohr zufolge voran. Der Betrieb wird pünktlicher mit weniger Ausfällen, das drückt den Aufwand für Fluggastentschädigungen und hilft, verprellte Kunden zurückzugewinnen. Die Crew-Planung sei produktiver. Die neue Kabinenausstattung Allegris auf der Langstrecke und neue Flugzeuge sorgten für mehr Einnahmen. “Der Turnaround bringt uns voran”, sagte Spohr. Von insgesamt 700 Maßnahmen sei die Hälfte in Angriff genommen. Die umfangreiche Flottenmodernisierung soll sich im kommenden Jahr auszahlen mit insgesamt 63 neuen Flugzeugen bis Ende nächsten Jahres.
Die Lufthansa sei gut beraten, sich mit ihrem Sparprogramm auf die Umkehr des Preistrends nach unten vorzubereiten, erklärte Guido Hoymann, Analyst der Privatbank Metzler. “Der Mangel an Flugzeugen und qualifiziertem Personal sind die wichtigsten Faktoren, die Airlines noch von einem härteren Preiskrieg abhalten.” Finanzchef Till Streichert kündigte an, auf einem Kapitalmarkttag am 29. September weitere Effizienzmaßnahmen vorzustellen – etwa, wie mit Automatisierung und Digitalisierung Prozesse verbessert, aber auch Personal eingespart werden kann. Die Lufthansa will sich dann neue Mittelfristziele stecken. Die Aktie gab anfängliche Kursgewinne wieder ab.
AUSBLICK BEKRÄFTIGT
Im zweiten Quartal konnte die Airline-Gruppe mit einem Dutzend Fluglinien den operativen Gewinn im Vergleich zu einem schwachen Vorjahresergebnis kräftig steigern. Von April bis Juni legte das bereinigte Betriebsergebnis um 27 Prozent auf 871 Millionen Euro zu. Der MDax-Konzern schnitt damit besser ab als von Analysten erwartet, die im Schnitt mit 17 Prozent mehr Gewinn gerechnet hatten. Vor Jahresfrist war der Gewinn allerdings stark gesunken durch Streikkosten und den Verlust der kriselnden Kernmarke Lufthansa – diese Belastungen entfielen jetzt. Auch saisonale Effekte, niedrigere Treibstoffkosten und die seit diesem Jahr zur Lufthansa gehörende ITA Airways trugen zum Wachstum bei. Andererseits verursachten die Flugstreichungen wegen des Nahost-Krieges nach Israel und Iran eine Belastung in dreistelliger Millionenhöhe. “Das hat erhebliche Folgen – wir freuen uns, ab morgen wieder nach Tel Aviv zu fliegen”, sagte Spohr.
Trotz politischer Unsicherheiten bestätigte das Unternehmen den positiven Ausblick für das Gesamtjahr. Allerdings leide die Airline-Gruppe weiter unter verspäteten Flugzeugauslieferungen und hohen Kosten. Da viele Reisende kurzfristig buchen, ist die Geschäftslage schwieriger vorherzusehen. Das Betriebsergebnis soll 2025 gegenüber dem schwachen Vorjahr deutlich, also um mehr als zehn Prozent steigen. Analysten erwarteten zuletzt ein Plus von 13 Prozent auf 1,86 Milliarden Euro.
Alle Fluggesellschaften der Lufthansa-Gruppe – darunter die Ferienflieger Eurowings und Discover sowie die Netzwerk-Airlines Swiss, Brussels und Austrian Airlines – schrieben zuletzt schwarze Zahlen. Die Passagierzahl kletterte bis Juni um zwei Prozent auf mehr als 61 Millionen. Der Expansionsdrang des Luftfahrtkonzerns ist mit dem Einstieg bei ITA noch nicht gestillt. Spohr bestätigte erstmals, dass Gespräche über einen Anteilserwerb mit der kleinen spanischen Airline Air Europa laufen. Die Verhandlungen seien mühsam. “Ich kann bestätigen, dass es sehr schwierig ist, sie zum Erfolg zu bringen.” Auch an der erneut vor der Privatisierung stehenden portugiesischen Staatsairline TAP ist Lufthansa weiter interessiert.
Lufthansa Technik und die Frachtlinie Lufthansa Cargo verdienten deutlich besser als im vergangenen Jahr. Der Umsatz des MDax-Konzerns kletterte im abgelaufenen Quartal um drei Prozent auf 10,3 Milliarden Euro – hier hatten Analysten allerdings eine halbe Milliarde Euro mehr erwartet.
Konkurrent Air France-KLM schaffte noch ein stärkeres Gewinnplus im zweiten Quartal von gut 40 Prozent auf 736 Millionen Euro, beflügelt vom Nordatlantik-Geschäft und höheren Einnahmen mit der neu ausgestatteten Premiumklasse.
(Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)