Paris (Reuters) – Eine Abschreibung in Milliardenhöhe auf die Beteiligung am japanischen Partner Nissan hat Renault im ersten Halbjahr tief in die roten Zahlen gedrückt.
Dazu kommt die schwache Nachfrage, die vor allem bei Nutzfahrzeugen dem französischen Autobauer zu schaffen macht. Der neue Renault-Chef Francois Provost sagte am Donnerstag, die Zahlen seien weit von den eigenen Ambitionen entfernt. Zugleich kündigte das Unternehmen Besserung für die zweite Jahreshälfte an, vor allem dank einer Beteiligung der chinesischen Geely-Gruppe und des saudischen Ölkonzerns Aramco am Geschäft mit Verbrenner-Fahrzeugen.
Provost war bislang Einkaufschef bei Renault und übernimmt nun den Chefposten von Luca de Meo, der zum Luxusgüterkonzern Kering wechselt. Er tritt sein Amt in einer für Renault entscheidenden Zeit an. Der Konzern kämpft mit zunehmendem Wettbewerb und einer schwachen Nachfrage, die Anfang des Monats zu einer Gewinnwarnung führte. Zuletzt hatte sich Renault zwar besser als viele Konkurrenten entwickelt, da der Fokus auf Europa den Konzern vor den durch die US-Zölle von Präsident Donald Trump ausgelösten Handelsverwerfungen schützte. Diese Abhängigkeit macht Renault jedoch anfälliger für das schwache Wachstum in der Region.
In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres fiel unter dem Strich ein Nettoverlust von 11,19 Milliarden Euro an. Die bereits Anfang des Monats angekündigte Wertberichtigung auf die Nissan-Beteiligung schlug allein mit 9,3 Milliarden Euro zu Buche. Dazu kommen höhere Kosten für Entwicklung und Bau von Elektroautos sowie die schwächelnde Nachfrage nach Nutzfahrzeugen.
Der operative Gewinn ohne die Nissan-Abschreibung lag mit 461 Millionen Euro bei gerade einmal einem Drittel des Vorjahreswerts. Die operative Gewinnmarge ging um 2,1 Prozentpunkte auf sechs Prozent zurück. Finanzchef Duncan Minto sagte, er gehe davon aus, dass sie in der zweiten Jahreshälfte wieder auf das Vorjahresniveau klettern dürfte. “Wir profitieren dann von niedrigeren Kosten bei Motoren.” Der Umsatz kletterte in der ersten Jahreshälfte dank mehrerer neuer Modelle um 2,5 Prozent auf 27,6 Milliarden Euro.
Renault hatte das Geschäft mit Verbrenner-Antrieben unter dem Namen Horse Powertrain abgespalten und in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Geely und Aramco eingebracht. Das Unternehmen liefert Motoren und Getriebe für Verbrenner- und Hybridfahrzeuge.
(Bericht von Gilles Guillaume und Dominique Patton, geschrieben von Christina Amann und Olaf Brenner, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)