Berlin (Reuters) – Der Bierabsatz in Deutschland ist in den ersten sechs Monaten so gering ausgefallen wie seit über drei Jahrzehnten nicht mehr.
Er sank um 6,3 Prozent oder 262 Millionen Liter zum Vorjahreszeitraum auf rund 3,9 Milliarden Liter, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Damit sei der Bierabsatz erstmals seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1993 in einem Halbjahr unter die Marke von vier Milliarden Liter gefallen. In den Zahlen sind alkoholfreie Biere und Malztrunk sowie das aus Ländern außerhalb der Europäischen Union (EU) importierte Bier nicht enthalten.
“Die Zahlen zeigen, dass die deutsche Brauwirtschaft vor großen Herausforderungen steht: In Deutschland ist wie in vielen Ländern Europas der Bierkonsum deutlich rückläufig”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele. “Dies hat zum einen demografische Gründe. Zum anderen bekommen die Brauereien weiterhin die massive Konsumzurückhaltung der Verbraucher zu spüren.” Ähnlich wie bei Gastronomie und Handel schlage das schlechte Konsumklima voll durch. Für 2025 insgesamt sei mit keiner positiven Bilanz zu rechnen, zumal die knapp 1500 Brauereien in Deutschland weiter unter einem enorm hohen Kostendruck stünden.
Vergleichbar hohe Absatzrückgänge hatten die in Deutschland ansässigen Brauereien und Bierlager bisher nur zu Beginn der Corona-Pandemie im ersten Halbjahr 2020 (-6,6 Prozent) sowie im zweiten Halbjahr 2023 (-6,2 Prozent) verzeichnet. Von Januar bis Juni 2025 sank der Inlandsabsatz um 6,1 Prozent, während die Exporte sogar um 7,1 Prozent zurückgingen. 81,9 Prozent des gesamten Bierabsatzes waren für den Inlandsverbrauch bestimmt und wurden versteuert. “Die Situation der Gastronomie ist besorgniserregend, viele Betriebe kämpfen ums Überleben und haben sich seit der Pandemie nicht mehr erholt”, sagte Eichele.
Für die Brauereien gibt es aber auch einen kleinen Hoffnungsschimmer: Bei den Biermischungen – Bier gemischt mit Limonade, Cola, Fruchtsäften und anderen alkoholfreien Zusätzen – wurde im ersten Halbjahr ein deutliches Absatzplus verzeichnet. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum wurden 8,0 Prozent mehr Mischungen abgesetzt. Sie machten mit 220,8 Millionen Litern allerdings nur 5,6 Prozent des gesamten Bierabsatzes aus.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)