Frankfurt (Reuters) – Die unklaren Folgen der Wirtschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump sind ein Bremsklotz für den Lkw-Bauer Daimler Truck auf seinem wichtigsten Markt.
Der Dax-Konzern senkte wegen viel geringerer Aufträge in den USA seine Jahresprognose für 2025 zum zweiten Mal in diesem Jahr. “Im Juli haben wir einen besseren Auftragseingang gesehen, es bleibt abzuwarten, ob das ein Trend ist”, sagte Daimler-Truck-Chefin Karin Radström. Im ersten Halbjahr zählte Daimler Truck North America fast 40 Prozent weniger Bestellungen.
Nach dem unteren Ende der neuen Prognosespannen würde der Absatz des Dax-Konzerns um elf Prozent auf 410.000 Fahrzeuge, der Umsatz um 13 Prozent auf 44 Milliarden Euro sinken. Der bereinigte Betriebsgewinn könnte um bis zu 23 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro absacken.
Nordamerika wird nach der Prognose trotz eines starken Absatzrückgangs mit einer Rendite von zehn bis zwölf Prozent Daimlers profitabelster Markt bleiben. Für Europa erwartet Radström eine stabile Entwicklung mit halb so hoher Marge. “Europa ist nicht schrecklich, aber auch nicht toll.” Auch die Europa-Marke Mercedes-Benz trifft auf zögerliche Kundschaft. Vor allem der Heimatmarkt Deutschland sei schwach, der Wachstumsbooster der Bundesregierung habe noch keinen Effekt.
STELLENABBAU-PLAN BEKRÄFTIGT
Daimler Truck stemmt sich mit Kostensenkungen gegen den Gewinnschwund. In den USA und Mexiko werde die Produktionskapazität gesenkt und die Beschäftigung um 2000 Mitarbeitende abgebaut, erklärte Finanzchefin Eva Scherer. Traditionell können Arbeitnehmer in den USA schneller entlassen werden als in Deutschland, heuern bei besserer Konjunktur aber auch rasch wieder an. Am Heimatstandort sieht Radström dagegen ein strukturelles Problem zu hoher Kosten, auch beim Personal. Bis 2030 will sie die Rendite des Konzerns um rund drei Prozentpunkte auf zwölf Prozent steigern. Deshalb läuft in Europa ein Sparprogramm, das die Kosten bis 2030 um jährlich eine Milliarde Euro drücken soll.
Zuletzt handelte sich Radström Ärger mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall ein, weil Finanzchefin Scherer Anfang Juli erstmals den damit verbundenen Stellenabbau auf rund 5000 bezifferte. Die Arbeitnehmervertreter akzeptieren zwar die Notwendigkeit von Personalabbau, aber nicht in dieser Dimension. Betriebsratschef Michael Brecht und die Leiterin des IG-Metall-Bezirks Baden-Württemberg, Barbara Resch, hatten eine Rücknahme der Zahl gefordert. Brecht erklärte, Stellen könnten mit dem Senken von Arbeitskosten in Deutschland gehalten werden.
Radström bleibt aber hart: Die Kostenstruktur in Deutschland sei zu hoch und nicht wettbewerbsfähig. Mit dem Betriebsrat sei im April eine Vereinbarung getroffen worden. “Wenn ich alle Maßnahmen zusammenrechne, gehe ich davon aus, dass dies zu einem Personalabbau von etwa 5000 Stellen führen wird”, bekräftigte sie. Insgesamt hat die Daimler Truck Holding AG, auf die sich die Vereinbarung bezieht, heute 28.000 Beschäftigte in Deutschland. Trotz des Streits hatten Betriebsrat und IG Metall in dieser Woche den Tarifvertrag unterschrieben, der einen sozialverträglichen Umbau regelt. Management und Betriebsrat wollten beide ein starkes Unternehmen für die nächsten 100 Jahre schaffen, erklärte Radström. “Wir werden das in verantwortlicher Weise managen.”
Im zweiten Quartal schrumpfte der Absatz konzernweit um fünf Prozent. Nordamerika büßte mit 38.580 Einheiten ein Fünftel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein. Das bereinigte Ebit in dem Segment brach um ein Viertel auf 657 Millionen Euro ein. Der Konzernumsatz schrumpfte um sechs Prozent auf 11,8 Milliarden Euro, das bereinigte Ebit sank um vier Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Analysten hatten das zweite Quartal in etwa so erwartet, waren aber vom Ausmaß der Prognosesenkung überrascht. Die Aktie verlor knapp sechs Prozent.
(Bericht von Ilona Wissenbach und Philipp Krach, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)