Erste Group dämpft operative Prognose und hebt Renditeziel an

Wien (Reuters) – Österreichs größte Bank Erste Group dämpft trotz eines überraschend hohen Quartalsgewinns die Erwartungen für das operative Ergebnis im Gesamtjahr.

Das Institut rechnet nun mit einem stagnierenden oder leicht sinkenden Betriebsergebnis, teilte die auch in Osteuropa tätige Bank am Freitag mit. Zuvor hatte sie eine stabile Entwicklung in Aussicht gestellt. Im Gegenzug hob die Bank ihre Prognose für die Eigenkapitalverzinsung (ROTE) leicht an und erwartet nun einen Wert von über 15 Prozent nach bislang rund 15 Prozent.

Im zweiten Quartal übertraf die Bank die Analystenprognosen. Der Nettogewinn kletterte auf 921 Millionen Euro nach 846 Millionen im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten im Schnitt mit 815,9 Millionen Euro gerechnet. Das Betriebsergebnis stieg um knapp fünf Prozent auf 1,51 Milliarden Euro und lag damit ebenfalls über der Konsensschätzung von 1,47 Milliarden. Zum Wachstum trugen höhere Zins- und Provisionserträge bei. Belastet wurde das Ergebnis jedoch von höheren Risikovorsorgen und gestiegenen Bankensteuern.

Auch bei anderen Kennziffern zeigt sich das Institut optimistischer. Das Kreditwachstum soll 2025 mehr als fünf Prozent erreichen, nachdem zuvor rund fünf Prozent angepeilt worden waren. Beim Zinsüberschuss wird nun eine leichte Steigerung erwartet, während bislang von einer stabilen Entwicklung ausgegangen wurde. Für den Provisionsüberschuss bekräftigte die Bank ein Plus von mehr als fünf Prozent. Die harte Kernkapitalquote soll vor dem Einstieg bei der Santander Bank Polska gegen Jahresende auf 18,25 Prozent steigen nach 17,4 Prozent Ende Juni.

Die Erste Group hatte sich im Mai mit der spanischen Großbank Santander auf den Kauf von 49 Prozent an deren polnischer Tochter für 6,8 Milliarden Euro geeinigt. Für das Wiener Institut ist es die erste große Übernahme seit vielen Jahren und eine der größten Bankentransaktionen in Europa der jüngeren Vergangenheit. Durch den Erwerb wird die Erste Group zum größten Aktionär und erlangt trotz Minderheitsbeteiligung faktisch die Kontrolle. Der Gewinn je Aktie soll dadurch 2026 um mehr als 20 Prozent steigen, der ROTE soll auf etwa 19 Prozent zulegen.

“Mit der geplanten Akquisition in Polen investieren wir in einen der wachstumsstärksten Märkte Europas – weil wir an die Innovationskraft, Eigenverantwortung und das unternehmerische Potenzial in Zentral- und Osteuropa glauben”, sagte Bankchef Peter Bosek. Polen war bislang einer der letzten weißen Flecken auf der Landkarte der in sieben mittel- und osteuropäischen Ländern aktiven Erste Group.

Finanzchef Stefan Dörfler unterstrich die starke Kapitalposition der Bank. “Wir haben bewusst auf den Aktienrückkauf verzichtet, die Ausschüttungen vorübergehend reduziert und profitieren von hoher Profitabilität. So können wir die Übernahme in Polen aus eigener Kraft stemmen – ein starkes Signal für unsere finanzielle Stabilität und strategische Handlungsfähigkeit.”

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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