Exporteure kritisieren US-Zolltheater – “Unsicherheit schlimmer als Zölle”

Berlin (Reuters) – Die deutschen Außenhändler kritisieren das Hin und Her bei der Einführung der geplanten neuen US-Zölle auf Waren aus der Europäischen Union.

“Schlimmer als die Zölle an sich ist für uns Händler inzwischen die Unsicherheit”, sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. “Einigungen haben eine Halbwertszeit von unter einer Woche: Wenn Sie abends schlafen gehen, wissen Sie nicht, mit welchen Zöllen Sie am Morgen aufwachen.” Das sei Gift für die Exporte.

Das neue Zollregime sollte eigentlich an diesem Freitag (1. August) in Kraft treten. Die US-Regierung gab aber am Donnerstagabend (Ortszeit) bekannt, dass die neue Regelung nun erst ab 7. August gelten soll. Sie sieht einen Zollsatz von 15 Prozent auf Importe aus der EU vor. US-Präsident Donald Trump hatte sich darauf am vergangenen Sonntag mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verständigt. Vor Trumps Amtsantritt im Januar lag der Zollsatz im unteren einstelligen Bereich. Die USA sind der wichtigste deutsche Handelspartner. Allein die Ausfuhren dorthin summierten sich 2024 auf mehr als 160 Milliarden Euro.

“Wir sind auf längerfristige Verträge, auf verlässliche Preise und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten und Kunden angewiesen”, sagte BGA-Präsident Jandura. “Nur so können wir garantieren, dass Lieferketten funktionieren.” Nur auf diese Weise könne dafür gesorgt werden, dass Industrie und Endverbraucher stets die Waren bekommen, die sie benötigten.

Die deutsche Wirtschaft werde sich in den kommenden drei Jahren weiterhin auf diese Unsicherheit einstellen müssen, sagte Jandura mit Blick auf die Amtszeit von Trump. Umso dringender seien jetzt verlässliche Handelsabkommen mit anderen Partnern. Das Abkommen mit den lateinamerikanischen Mercosur-Staaten müsse endlich ratifiziert werden. “Wir müssen als EU offen auf neue Partner zugehen und bestehende Handelsverbindungen ausbauen”, forderte Jandura.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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