Wettbewerbsexperte erwartet keine Probleme bei Ceconomy-Übernahme durch JD.com

Berlin (Reuters) – Der Wettbewerbsexperte Justus Haucap erwartet durch die geplante Übernahme der Media-Markt-Mutter Ceconomy durch den chinesischen Konzern JD.com keine größeren kartellrechtlichen Probleme.

“Bisher ist JD.com in Europa kaum aktiv, es entfällt somit kein existierender Wettbewerber in dem Markt”, sagte der Direktor des Düsseldorfer Institute for Competition Economics (DICE) und frühere Chef der Monopolkommission am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. “Ich würde im Gegenteil sogar erwarten, dass Ceconomy durch die Übernahme noch wettbewerbsfähiger wird – etwa durch Vorteil beim Wareneinkauf.” Somit würde der Wettbewerb eher intensiviert als geschwächt. “Ich wäre überrascht, wenn die Wettbewerbsbehörden in Bonn und Brüssel hier kartellrechtliche Probleme sehen”, betonte der Experte.

Hinzu komme noch ein weiterer Punkt. “Eine wahnsinnige geostrategische Bedeutung sehe ich im Elektronikeinzelhandel auch nicht”, fügte Haucap hinzu. “Daher würde ich eine Freigabe durch die Wettbewerbsbehörden erwarten.”

Die Elektronik-Handelsketten MediaMarkt und Saturn sollen einen chinesischen Eigentümer bekommen. Der Tech-Gigant JD.com will die Muttergesellschaft der beiden Ketten, die Düsseldorfer Holding Ceconomy, übernehmen, wie Ceconomy und der Bieter in dieser Woche mitteilten. Das Geschäft dürfte nach den Worten von Ceconomy-Chef Kai-Ulrich Deissner voraussichtlich von der EU-Wettbewerbsbehörde geprüft werden. Es sei angesichts der Größe der Transaktion zu erwarten, dass die Pläne in Brüssel und nicht vom Bundeskartellamt unter die Lupe genommen würden, sagte Deissner am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Die Muttergesellschaft von MediaMarkt und Saturn werde mit dem chinesischen Partner schneller wachsen können und erhalte Zugriff auf führende Technologien, betonte er.

Mit der Übernahme von MediaMarkt und Saturn würde sich JD.com einen der größten Online-Shops für Elektronikartikel in Europa und ein Netz von etwa 1000 Märkten in mehreren europäischen Ländern sichern. Ceconomy erzielte mit rund 50.000 Beschäftigten zuletzt einen Jahresumsatz von 22,4 Milliarden Euro – 5,1 Milliarden Euro davon fuhren die Online-Shops ein.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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