Continental verfehlt Erwartungen – “Mehr Spielraum” durch Zölle

München (Reuters) – Die schwache Autokonjunktur und der schwache Dollar machen dem Reifenhersteller und Autozulieferer Continental zu schaffen.

Operativer Gewinn und Umsatz lagen im zweiten Quartal unter den Erwartungen der Analysten. Der scheidende Finanzchef Olaf Schick sprach am Dienstag angesichts des Umfelds aber von “sehr ordentlichen” Zahlen. Die vor der Abspaltung stehende Autozuliefer-Sparte Aumovio sei für den Börsengang gerüstet, der nun fest auf den 18. September terminiert ist. Für den Rest des Geschäfts, die verbleibende Reifensparte und die vor dem Verkauf stehende ContiTech, erwartet Continental im zweiten Halbjahr bessere Zahlen.

“Wir haben intensiv daran gearbeitet, unsere Unternehmensbereiche resilienter und agiler aufzustellen”, sagte Vorstandschef Nikolai Setzer. “Nun profitieren wir in einem außergewöhnlich volatilen Wirtschaftsumfeld von der geleisteten Arbeit.” Continental werde von der Einigung auf einen Zollsatz von 15 Prozent für Exporte aus der EU in die USA profitieren, sagte Schick der Nachrichtenagentur Reuters. “Es ist wichtig, dass eine Eskalation im Handelskrieg vermieden werden konnte. Die 15 Prozent bedeuten für uns etwas weniger Gegenwind und mehr Spielraum nach vorne”, sagte Schick, der Conti Ende September verlässt und als Vorstand zu Mercedes-Benz zurückkehrt. “Aber wir bleiben bei unseren Prognosen.”

Continental hatte die Erwartungen im Juni gesenkt. Für den verbleibenden, praktisch halbierten Konzern sei ein Umsatz von 19,5 bis 21,0 Milliarden Euro zu erwarten, bei einer bereinigten operativen Umsatzrendite (Ebit-Marge) von zehn bis elf Prozent. Aumovio soll bei 18 bis 20 Milliarden Euro Umsatz auf eine Marge von 2,5 bis 4,0 Prozent kommen. Die Sparte hat gegen die Flaute in der Autoindustrie angespart. Bereinigt um Bilanzeffekte, die mit der Abspaltung nicht mehr relevant sind, lag die Marge im Quartal mit 4,0 (2,9) Prozent am oberen Rand der Erwartungen.

“Der Unternehmensbereich Automotive geht somit mit positivem Momentum Richtung Spin-off im September”, sagte Setzer. Zuversichtlich stimmt ihn für Aumovio auch der Auftragseingang, der im zweiten Quartal bei 5,7 Milliarden Euro lag und damit 20 Prozent höher war als der Umsatz. Vor allem Satellitenkameras, Bremssysteme und elektronische Steuergeräte trugen dazu bei.

OESL SOLL BIS SEPTEMBER VERKAUFT SEIN

Im zweiten Quartal profitierte Continental von einem Bilanzeffekt: Das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) schnellte um 17 Prozent auf 834 Millionen Euro, weil der Konzern nach den Bilanzierungsvorschriften die Abschreibungen bei Aumovio nicht mehr buchen durfte, seit die Abspaltung feststand. Ohne den Effekt hätte die Kennzahl mit 597 Millionen Euro unter Vorjahr gelegen, Analysten hatten mit 664 Millionen gerechnet. Der Umsatz schrumpfte wegen Währungseffekten um vier Prozent auf 9,59 Milliarden Euro und blieb damit auch hinter den Prognosen zurück. Vor allem die Reifensparte litt unter dem schwachen Dollar.

Die Entwicklung in der Sparte entspreche dem Abschneiden des französischen Rivalen Michelin, schrieben die Analysten von Bernstein. Die Conti-Aktie gab um 1,3 Prozent nach.

Mit dem Börsengang von Aumovio ist der Umbau des Konzerns längst nicht abgeschlossen. 2026 soll auch ContiTech verkauft werden. Der Prozess sei angelaufen, Continental habe bereits Investmentbanken dafür mandatiert, sagte Schick. Noch vor seinem Abgang will er einen neuen Eigner für das Autozuliefer-Geschäft von ContiTech gefunden haben, dessen Verkauf schon vorher beschlossen worden war. “Wir streben einen Vertragsabschluss für OESL noch im dritten Quartal an”, sagte Schick zu Reuters. OESL steht für “Original Equipment Solutions”, also das Geschäft mit Gummiteilen wie Schlauchleitungen und Antriebsriemen, die Continental direkt an die Autobauer verkauft. Die Sparte kommt mit 16.000 Mitarbeitern auf rund 1,9 Milliarden Euro Umsatz.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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