DHL stemmt sich mit Sparprogramm gegen Auswirkungen der US-Zölle

Düsseldorf (Reuters) – Die Folgen der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump für den Welthandel bremsen den Logistikriesen DHL.

“Im zweiten Quartal haben Handelskonflikte und geopolitische Auseinandersetzungen zugenommen und die weltwirtschaftliche Dynamik beeinträchtigt”, beschrieb DHL-Finanzchefin Melanie Kreis am Dienstag das Umfeld, das die Geschäfte des Konzerns belastete. Das Handelsvolumen sei geschrumpft, die Unsicherheit machte den Kunden zu schaffen. Das habe sich auch im Juli nicht geändert: “Extrem volatil und nach wie vor nicht von starker Wachstumsdynamik geprägt”, fasste Kreis zusammen.

Im zweiten Quartal brach der Umsatz um 3,9 Prozent auf 19,8 Milliarden Euro und damit stärker als von Analysten erwartet ein. Zugleich machte sich für DHL der Sparkurs bezahlt: Der operative Gewinn (Ebit) legte dank niedrigerer Kosten um 5,7 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro zu und überraschte die Analysten positiv. Unter dem Strich verdiente DHL nach Minderheiten 815 (Vorjahr: 744) Millionen Euro. Bei den Anlegern überwog der Optimismus: DHL-Aktien legten zeitweise um rund fünf Prozent zu.

Den Ausblick für das Gesamtjahr bekräftigte der Konzern – der operative Gewinn (Ebit) soll bei mindestens sechs Milliarden Euro liegen. Mögliche Eskalationen der Zoll- oder Handelspolitik seien aber dabei nicht berücksichtigt. “Solche Veränderungen könnten erhebliche Auswirkungen auf die DHL Group haben”, warnte der Konzern eindrücklich. “Die Unsicherheit bleibt”, beklagte Kreis. “Es zeichnet sich ab, dass das Zollniveau im internationalen Handel mit den USA über das Niveau steigt, das wir aus der jüngeren Vergangenheit kennen.”

PORTO-ERHÖHUNG GIBT BRIEFGESCHÄFT RÜCKENWIND

Federn lassen musste im zweiten Quartal vor allem das eng mit dem internationalen Handel verknüpfte Frachtgeschäft. Der Umsatz sank hier um 5,3 Prozent, der operative Gewinn brach gleich um fast 30 Prozent ein. Auch im wichtigen Express-Geschäft gab der Umsatz nach. Doch auch bei der größten DHL-Sparte wirkte der Sparkurs, der operative Gewinn stieg um 6,9 Prozent. Deutlich mehr verdiente das Brief- und Paketgeschäft in Deutschland. Hier gab die Porto-Erhöhung zum Jahreswechsel Rückenwind, das Ebit legte um 28 Prozent zu.

Auch DHL-Konkurrenten haben mit den wirtschaftlichen Folgen der Politik Trumps zu kämpfen. Beim US-Paketriesen UPS war der Umsatz im zweiten Quartal um knapp drei Prozent auf 21,2 Milliarden Dollar gesunken, der bereinigte Gewinn brach um 13 Prozent ein. Auf der UPS-Bilanz lasteten vor allem Anpassungen der sogenannten De-Minimis-Regelung für Waren aus China und Hongkong. Nach diesen Regeln konnten in der Vergangenheit Pakete im Wert von weniger als 800 Dollar zollfrei in die USA eingeführt werden. Trump hat das nun geändert. Auch DHL bekam diesen Kurswechsel zu spüren – die Sendungsvolumen zwischen China und den USA sanken im Quartal.

Der US-Konkurrent FedEx profitierte von seinem Sparprogramm und verdiente im Quartal mehr, der Umsatz legte leicht zu. Mit seinem Ausblick blieb FedEx jedoch hinter den Erwartungen des Marktes zurück. DHL-Chef Tobias Meyer hatte schon Anfang des Jahres den Rotstift angesetzt. In der kriselnden Brief- und Paketsparte in Deutschland fallen 8000 oder rund vier Prozent der gut 190.000 Stellen weg. Insgesamt will Meyer die Kosten konzernweit bis 2027 um mehr als eine Milliarde Euro drücken. Der Konzern sei auf Kurs, dieses Sparziel zu erreichen, bekräftigte Kreis.

(Bericht von Matthias Inverardi. Redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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