Europas Börsen legen weiter zu – Konzernbilanzen im Fokus

Frankfurt (Reuters) – Nach dem Rücksetzer in der Vorwoche sind die Anleger an den europäischen Aktienmärkten weiter auf Stabilisierungskurs.

Der Dax zog am Dienstag um bis zu 0,8 Prozent auf 23.942 Punkte an; der EuroStoxx50 legte in der Spitze ein halbes Prozent auf rund 5269 Zähler zu. Nachdem der deutsche Leitindex am Freitag knapp drei Prozent eingebrochen war, hatte er sich bereits am Montag um gut ein Prozent erholt. Die zuletzt schwachen US-Arbeitsmarktdaten befeuerten die Wetten auf Zinssenkungen in den USA.

“Das Beschäftigungswachstum hat schlichtweg enttäuscht und die Zahlen der beiden Vormonate mussten kräftig nach unten revidiert werden”, konstatierte IG-Analyst Christian Henke. “Darauf hatten die Zinsoptimisten sehnlich gewartet.” Alles deute auf eine baldige Abkühlung der Wirtschaft hin, was den Boden für weitere Zinssenkungen bereitet. Mit großer Mehrheit erwarten Börsianer mittlerweile eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed im September.

Ob schlechte Nachrichten aus der Wirtschaft negative oder positive Impulse an den Börsen nach sich zögen, sei allerdings eine Gradwanderung, gab Mohit Kumar, Stratege bei Jefferies, zu bedenken. “Eine moderate Abschwächung der Wirtschaft wäre eine gute Nachricht, da sie weitere Lockerungen durch die Fed erwarten ließe.” Ein anhaltender und starker Anstieg der Arbeitslosenquote wäre hingegen negativ, da er Sorgen über das Wachstum und die Unternehmensgewinne schüren würde.

DOLLAR LEGT LEICHT ZU – ÖLPREIS GIBT WEITER NACH

Am Devisenmarkt legte der Dollar-Index, der den Greenback gegenüber einem Korb aus sechs Währungen abbildet, nach einem zweitägigen Rückgang um 0,2 Prozent zu. Dagegen fielen die Ölpreise den vierten Tag in Folge. Rohöl der Sorte Brent und US-Leichtöl WTI verbilligten sich jeweils um knapp ein Prozent auf 68,21 und 65,69 Dollar je Barrel. Zur Furcht vor einem Überangebot, nachdem die OPEC+ einer weiteren Produktionssteigerung im September zugestimmt hatte, kam die Sorge um eine maue Nachfrage angesichts der schwächelnden Konjunktur.

Positive Signale lieferte hingegen der Dienstleistungssektor. Chinas Dienstleister haben im Juli so stark zugelegt wie seit mehr als einem Jahr nicht mehr, wie eine Umfrage im privaten Sektor ergab. Dank der regen Inlandsnachfrage ist auch Japans Dienstleistungssektor im Juli so schnell gewachsen wie seit fünf Monaten nicht mehr.

INFINEON IM AUFWIND

Bei den Einzelwerten lag unterdessen Infineon mit einem Kursplus von rund fünf Prozent an der Dax-Spitze. Der Chip-Hersteller fuhr einen überraschend hohen Quartalsgewinn ein und lieferte einen optimistischen Ausblick. “Die Halbleitermärkte erholen sich langsam aus dem langwierigen Abschwung”, sagte Infineon-Chef Jochen Hanebeck.

Dagegen musste DHL Kursgewinne von zeitweise mehr als sechs Prozent wieder abgeben. Das Unternehmen bekräftigte zwar den Ausblick für das Gesamtjahr. Mögliche Eskalationen der Zoll- oder Handelspolitik seien aber nicht berücksichtigt. “Solche Veränderungen könnten erhebliche Auswirkungen auf die DHL Group haben”, warnte der Konzern.

Nach seiner Rückkehr zum Wachstumskurs lässt sich dagegen der Modekonzern Hugo Boss von den US-Zöllen nicht bange machen. Der Vorstand bekräftigte seine Ziele für 2025. Die geplanten Einfuhrzölle von 15 Prozent auf Exporte in die USA träfen das Unternehmen nur in einem überschaubaren Maße. Derzeit entfallen den Angaben zufolge 15 Prozent des Konzernumsatzes von Hugo Boss auf die USA. An der Börse kam dies gut an: Die Aktien des Modekonzerns stiegen zeitweise um 8,5 Prozent.

Auch der weltgrößte Spirituosenkonzern Diageo bekräftigte trotz der US-Importzölle sein Umsatzziel für das laufende Bilanzjahr 2025/26 und punktete damit bei Anlegern. Die Titel kletterten in London in der Spitze um rund sieben Prozent und nahmen damit Kurs auf den größten Tagesgewinn seit November 2020.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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