Exporte wachsen trotzen mauem US-Geschäft – Nachfrage aus EU steigt

Berlin (Reuters) – Die deutschen Exporte sind im Juni trotz eines zollbedingt erneut schrumpfenden US-Geschäfts gestiegen.

Sie wuchsen um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 130,5 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Die steigende Nachfrage aus der EU und China machte dabei den Rückgang bei den US-Ausfuhren mehr als wett. Der Anstieg folgt nach zuvor zwei Rückgängen in Folge und fällt stärker aus als erwartet: Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Plus von 0,5 Prozent gerechnet. Im gesamten ersten Halbjahr nahmen die Ausfuhren um 0,6 Prozent auf 785,6 Milliarden Euro zu.

“Nach zwei Monaten mit dickem Minus hilft der Zuwachs beim Durchatmen”, sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. “Wegen der US-Zölle wird der Sektor vorerst kaum zu einer höheren Dynamik finden.”

Die meisten Exporte gingen im Juni zwar erneut in die Vereinigten Staaten. Dorthin wurden aber nur noch deutsche Waren im Wert von 11,8 Milliarden Euro verkauft, ein Minus von 2,1 Prozent zum Vormonat. “Das war der dritte Rückgang in Folge und der niedrigste Wert seit Februar 2022”, fanden die Statistiker heraus. Wegen höherer Zölle sind viele Exporte vorgezogen worden, nun fehlt diese Nachfrage entsprechend. “Wichtiger ist die wahrscheinliche langfristige Schwäche des US-Geschäfts”, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. “So dürften die höheren Zölle die preisbereinigten Exporte in die USA in den kommenden zwei Jahren um schätzungsweise 20 bis 25 Prozent fallen lassen.”

“UNKLARHEIT IST GIFT”

Seit diesem Donnerstag gelten für EU-Exporte in die USA Zölle von 15 Prozent, davor lag der Basissatz bei zehn Prozent – vor Trumps Amtsantritt im Januar sogar nur im unteren einstelligen Bereich. “Die Anhebung des US-Basiszollsatzes auf 15 Prozent verschärft die Situation für viele international tätige deutsche Unternehmen deutlich”, sagte die Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Helena Melnikov. Die neue Zollregelung sei zudem Teil eines Deals, dessen Details nach wie vor nicht ausverhandelt sind. “Diese Unklarheit ist Gift für Planungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit”, sagte Melnikov.

Das China-Geschäft legte im Juni zu: Die Ausfuhren in die Volksrepublik wuchsen um 1,1 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro. Die Exporte in das Vereinigte Königreich stiegen um 0,4 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro, während die in die EU-Staaten sogar um 2,4 Prozent auf 73,0 Milliarden Euro zulegten.

Die Importe wuchsen im Juni kräftig um 4,2 Prozent zum Vormonat auf 115,6 Milliarden Euro. Analysten hatten hier nur ein Wachstum von 1,0 Prozent vorausgesagt. Zunehmende Einfuhren können ein Signal für eine anziehende Binnennachfrage sein.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Rüttger – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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