London/Kiew/Moskau/Washington (Reuters) – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj setzt beim russisch-amerikanischen Gipfeltreffen zur Beendigung des Krieges auf Europa zur Wahrung der Interessen seines Landes.
Die Ukraine schätze und unterstütze voll und ganz die gemeinsame Erklärung der europäischen Staats- und Regierungschefs zum Frieden in der Ukraine, schrieb Selenskyj am Sonntag auf X. Dort wird mit Blick auf das Gipfeltreffen von US-Präsident Donald Trump und seinem russischen Kollegen Wladimir Putin am Freitag in Alaska gefordert, es könne keine Entscheidungen ohne Einbeziehung der Ukraine geben. Zudem sei eine Feuerpause Voraussetzung für Friedensverhandlungen.
“Das Ende des Krieges muss fair sein, und ich bin allen dankbar, die der Ukraine und unserem Volk heute zur Seite stehen, um den Frieden in der Ukraine zu sichern, der die vitalen Sicherheitsinteressen unserer europäischen Nationen verteidigt”, schrieb Selenskyj. Er dankte namentlich Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Polen, Finnland und der Europäischen Union.
In ihrer Erklärung begrüßen die europäischen Staaten die Vermittlungsbemühungen von Trump. “Wir halten weiterhin an dem Grundsatz fest, dass internationale Grenzen nicht mit Gewalt verändert werden dürfen”, heißt es dort mit Blick auf die vor dreieinhalb Jahren gestartete russische Invasion der Ukraine. Allerdings steht dort auch: “Der derzeitige Frontverlauf sollte der Ausgangspunkt für Verhandlungen sein.” Eine Einigung muss aus europäischer Sicht Sicherheitsgarantien für die Ukraine umfassen. An den Beratungen der Europäer in Großbritannien hatte auch US-Vizepräsident JD Vance teilgenommen.
TRUMP: ES WIRD TAUSCH VON TERRITORIEN GEBEN
“Es wird einen Tausch von Territorien geben, der für beide Seiten von Vorteil ist”, sagte Trump am Freitagabend vor Reportern in Washington. Nach seinen Worten stehen die Ukraine und Russland kurz vor einer Waffenstillstandsvereinbarung. Trump ist nach Angaben der US-Regierung zwar offen für ein Dreier-Gipfeltreffen mit Putin und Selenskyj. Vorerst plane man auf Wunsch Putins jedoch ein bilaterales Treffen.
Der russische und der US-Präsident würden sich darauf konzentrieren, Optionen für eine “langfristige friedliche Lösung der Ukraine-Krise” zu erörtern, erklärte Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow in Moskau. Man bereite sich intensiv auf den Gipfel in Alaska vor. Ein nächstes Treffen der beiden Staatschefs solle in Russland stattfinden.
Putin beansprucht die ukrainischen Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson sowie die bereits 2014 annektierte Halbinsel Krim. Damit würde sich Putin rund ein Fünftel des ukrainischen Territoriums einverleiben. Selenskyj lehnte das ab und erklärte, die Ukrainer würden den Besatzern kein Land überlassen. Die Ukraine hält nur sehr kleine Bereiche russischen Territoriums in Grenznähe besetzt, während russische Truppen die Krim vollständig und unter anderem weite Bereiche des Donbass im Osten der Ukraine erobert haben.
Seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus im Januar ist Trump bemüht, die Beziehungen zu Russland zu verbessern und den Krieg zu beenden. Wegen Putins Weigerung, die Offensive zu stoppen, hatte Trump mit Sanktionen gedroht. Demnach sollten von Freitag an US-Zölle gegen Länder verhängt werden, die russisches Öl kaufen und damit indirekt zur Finanzierung des russischen Militärs beitragen. Bislang ist jedoch unklar, ob diese Sanktionen in Kraft treten, verschoben oder aufgehoben werden.
(Bericht von Nilutpal Timsina, Olena Harmash, Suban Abdulla, Maxim Rodionov, Lili Bayer, Andrea Shalal und Dheeraj Kumar, geschrieben von Sabrina Frangos und Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)