Windkraft-Riese Orsted versucht mit Kapitalerhöhung Befreiungsschlag

Kopenhagen (Reuters) – Der dänische Windkraftanlagenhersteller Orsted hat mit Plänen für eine milliardenschwere Kapitalerhöhung die Anleger in die Flucht geschlagen.

Der Aktienkurs rutschte am Montag zeitweise um mehr als 30 Prozent auf ein Rekordtief, weil das Unternehmen eine Kapitalerhöhung von umgerechnet rund acht Milliarden Euro auf den Weg brachte. Der Konzern, an dem der dänische Staat 50,1 Prozent der Anteile hält, kämpft in den USA mit dem Gegenwind durch die Energiepolitik von US-Präsident Donald Trump.

Der Offshore-Wind-Industrie machen schon seit Jahren die Inflation und Probleme bei der Logistik zu schaffen, wodurch die Kosten in die Höhe schossen. Am ersten Tag seiner zweiten Amtszeit im Januar sorgte dann Trump bei der Windindustrie für Entsetzen, indem er die Vergabe von Lizenzen stoppte. “Orsted und unsere Branche befinden sich in einer außergewöhnlichen Situation angesichts der widrigen Marktentwicklung in den USA, zusätzlich zu den makroökonomischen und lieferkettenbezogenen Herausforderungen der vergangenen Jahre”, sagte Orsted-Chef Rasmus Errboe.

Wegen der seit Monaten zunehmenden Verunsicherung seien potenzielle Investoren beim Sunrise Windprojekt vor der Ostküste der USA abgesprungen, erläuterte er weiter. Im Ergebnis müsse Orsted alle Kosten übernehmen, wodurch sich ein Loch von 40 Milliarden Dänische Kronen aufgetan habe. Nun will der Konzern bei seinen Aktionären 60 Milliarden Kronen einsammeln. Der Offshore-Markt in den USA sei nach der Rückkehr Trumps angeschlagen, sagte Sydbank-Analyst Jakob Pedersen. “Orsteds Pläne für eine Kapitalerhöhung sind nicht nur die richtige Option – sie sind auch die einzige Option.”

Der dänische Staat will sich an der Kapitalerhöhung beteiligen und so seine Mehrheit sichern. “Orsted ist ein extrem wichtiges Unternehmen für die grüne Wende, und es gibt auch eine sicherheitspolitische Dimension, bei der wir von Energie aus Russland unabhängig sein müssen”, sagte Finanzminister Nicolai Wammen. Die Investmentbank Morgan Stanley hat die vollständige Übernahme nicht gezeichneter Aktien zugesagt. Zudem will Orsted mehr als 35 Milliarden Kronen durch den Verkauf seines europäischen Onshore-Windgeschäfts sowie von Anteilen an Windparks in Taiwan und Großbritannien einnehmen.

(Bericht von Jacob Gronholt-Pedersen, Anna Ringstrom and Nora Buli, bearbeitet von Tom Käckenhoff, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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