Frankfurt (Reuters) – Die verlängerte Pause im Zollstreit zwischen den USA und China hat an den europäischen Aktienmärkten nur schwache Kaufimpulse gesetzt.
Der deutsche Leitindex Dax gab am Dienstag anfängliche Kursgewinne wieder ab und notierte leicht schwächer bei 24.050 Punkten. Der EuroStoxx50 zog geringfügig auf 5334 Zähler an. Die USA und China hatten wie am Markt erwartet die Pause im Zollstreit um weitere 90 Tage verlängert und damit Zölle von mehr als 100 Prozent auf Waren des jeweils anderen verhindert, die ohne die Aufschiebung ab Dienstag fällig geworden wären.
“Damit bleibt der Supergau aus”, sagte Thomas Altmann vom Broker QC Partners. Auch die Zoll-Unsicherheit bleibe nun aber für weitere 90 Tage erhalten. In China fiel die Reaktion ebenfalls mäßig aus. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen zog um ein halbes Prozent an, der Hongkonger Hang Seng blieb weitgehend unverändert. “Die Verlängerung des Zollfriedens war weitgehend eingepreist, was die verhaltene Reaktion erklärt”, sagte Marc Velan von Lucerne Asset Management. Anleger warteten nun ab, ob sich die beiden größten Volkswirtschaften auf ein dauerhaftes Handelsabkommen einigen können. “Dies wäre für die weitere globale Konjunkturentwicklung und somit auch für die Börsen immens wichtig”, sagte IG-Analyst Christian Henke.
WARTEN AUF US-INFLATIONSDATEN
In den Fokus rückten die US-Inflationsdaten für Juli, die am Nachmittag neue Hinweise auf den weiteren geldpolitischen Kurs der Fed liefern könnten. “Die zentrale Frage ist, inwieweit sich die US-Zölle bereits bei den Verbraucherpreisen bemerkbar gemacht haben”, konstatierte Henke. Allgemein werde mit einer leicht anziehenden Teuerungsrate gerechnet. Für eine Zinssenkung würde hingegen der allmählich schwächelnde Arbeitsmarkt sowie die ersten Anzeichen einer konjunkturelle Abschwächung sprechen. “Ich denke, die Fed wird im September die Zinsen senken, teilweise aufgrund des politischen Drucks und teilweise aufgrund der schwächeren Arbeitsmarktdaten”, sagte Mike Houlahan von Electus Financial.
Unterdessen blicken Börsianer nach dem Zolldeal zwischen der EU und den USA skeptischer auf die deutsche Wirtschaft. Das Barometer für die Konjunkturaussichten in den kommenden sechs Monaten sank im August um 18 Punkte auf 34,7 Zähler, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW)mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur einen Rückgang auf 39,8 Punkte erwartet. “Nach dem Zolldiktat der USA ist Ernüchterung eingekehrt”, sagte Bastian Hepperle, Analyst bei der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank.
MAERSK PROFITIERT VON ZOLL-PAUSE
Bei den Einzelwerten trieb die Verlängerung der Zollpause im Handelsstreit zwischen den USA und China die Aktie der dänischen Großreederei Maersk an. Das Papier verteuerte sich um rund vier Prozent und gehörte damit zu den größten Gewinnern im europäischen Auswahlindex Stoxx 600. Die Verschiebung der China-Zölle durch US-Präsident Donald Trump sei “natürlich positiv für den Welthandel”, sagte Analyst Timo Heinonen von der Handelsbanken. Davon dürfte vor allem das Container-Geschäft profitieren, da die Pause eine Fortsetzung der hohen Frachtvolumina erwarten lasse, erklärte Analyst Kristoffer Barth Skeie von Arctic Securities.
Größter Dax-Gewinner war mit einem Plus von knapp vier Prozent Sartorius. Für Rückenwind sorgte eine Hochstufung der Aktien durch die Analysten von Jefferies, die den Labor- und Pharmazulieferer auf “Buy” von zuvor “Hold” setzten. Dagegen gaben die Titel der Hannover Rück um knapp drei Prozent nach. Wie beim Weltmarktführer Münchener Rück bröckelten auch bei der Nummer drei auf dem Rückversicherungsmarkt die Preise.
(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)