Berlin (Reuters) – Die anhaltende Wirtschaftskrise zwingt deutsche Unternehmen einer Studie zufolge zu längeren Zahlungszielen für ihre Kundschaft.
Im ersten Halbjahr 2025 gewährten Lieferanten und Dienstleister im Schnitt eine Frist von 31,46 Tagen, damit Firmen ihre Rechnungen begleichen können, wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Dienstag mitteilte. Vor zwei Jahren waren es noch 29,93 Tage. “Viele Lieferanten und Dienstleister sehen sich nach mehr als zwei Jahren Krise gezwungen, ihren Kunden entgegenzukommen und längere Zahlungsfristen zu gewähren”, sagte Creditreform-Chefökonom Patrik-Ludwig Hantzsch. “Insbesondere große und marktmächtige Abnehmer dürften derzeit Druck auf ihre Lieferanten ausüben.”
Gleichzeitig sei das Volumen der offenen Forderungen jedoch gesunken. Hantzsch zufolge tragen verstärkte Bonitätsprüfungen und ein intensiveres Risikomanagement dazu bei, tatsächliche Zahlungsausfälle zu vermeiden. Die Unternehmen sicherten sich also trotz der längeren Fristen besser gegen einen kompletten Ausfall ihrer Forderungen ab. Die durchschnittliche Verzugsdauer überfälliger Rechnungen sank auf 7,89 Tage – der niedrigste Wert innerhalb der vergangenen zehn Jahre. Auch die Zahl überfälliger Rechnungen ging zurück. Das durchschnittlich ausstehende Forderungsvolumen pro Schuldner verringerte sich von 23.618 Euro vor einem Jahr auf aktuell 19.848 Euro.
Im Verlauf der Krise seien die Außenstände von Kreditgebern und Lieferanten eher zurückgegangen, erklärte Creditreform. “Das dürfte vor allem auf eine geringere Zahl sowie ein geringeres Volumen der Geschäftstransaktionen zurückzuführen sein.” Zudem sei die Aufmerksamkeit der Gläubiger derzeit besonders hoch.
Für die Studie hat Creditreform rund 3,55 Millionen Rechnungsbelege analysiert.
(Bericht von Klaus Lauer; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)