UN-Ermittler: Beweise für systematische Folter in Myanmar

Genf (Reuters) – Gut vier Jahre nach dem Militärputsch in Mynamar haben die Vereinten Nationen (UN) nach eigenen Angaben Beweise für systematische Folter durch die Sicherheitskräfte des Landes.

Einige der mitunter hochrangigen Täter konnten identifiziert werden, wie UN-Ermittler am Dienstag in Genf mitteilten. Einem Bericht des Unabhängigen Ermittlungsmechanismus für Myanmar (IIMM) zufolge waren Opfer Schlägen, Elektroschocks, Strangulationen und anderen Foltermethoden wie dem Entfernen von Fingernägeln mit einer Zange ausgesetzt. Unter den Gefolterten seien auch Kinder gewesen, die oft stellvertretend für ihre nicht auffindbaren Eltern inhaftiert würden.

“Wir haben erhebliche Beweise aufgedeckt, einschließlich Zeugenaussagen, die systematische Folter in Hafteinrichtungen in Myanmar belegen”, sagte IIMM-Leiter Nicholas Koumjian. Ein IIMM-Sprecher lehnte es ab, Namen identifizierter Täter zu nennen, da die Ermittlungen andauerten. Der IIMM-Bericht stellt zudem fest, dass sowohl durch Sicherheitskräfte als auch durch bewaffnete Oppositionsgruppen standrechtliche Hinrichtungen gegeben habe.

Myanmar ist in einen Bürgerkrieg versunken, nachdem die Militärs 2021 die demokratisch gewählte Regierung unter Führung der Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gestürzt hatten. Soldaten bekämpfen mehrere Aufstände im Landesinneren, weite Gebiete werden von Rebellen beherrscht. Den UN zufolge wurden Zehntausende Menschen willkürlich festgenommen. Mit den Verhaftungen soll die Opposition mundtot gemacht werden, aber auch die Rekrutierung von Soldaten vorangetrieben werden.

Ein Sprecher der vom Militär gestützten Regierung reagierte zunächst nicht auf eine Bitte um Stellungnahme zu dem Bericht der UN. Deren Erkenntnisse beziehen sich auf den Zeitraum von einem Jahr bis zum 30. Juni und beruhen auf Informationen aus mehr als 1300 Quellen. Dazu zählen Aussagen Hunderter Augenzeugen sowie Beweise, Dokumente und Fotos.

Die Militärregierung hat in der Vergangenheit Gräueltaten bestritten und macht “Terroristen” für Unruhen im Land verantwortlich. Erst im Juli beendete Juntachef Min Aung den vierjährigen Ausnahmezustand und kündigte im Vorfeld einer geplanten Wahl die Bildung einer neuen Regierung an, mit ihm selbst als kommissarischem Präsidenten.

Der 2018 gebildete IIMM untersucht Menschenrechtsverletzungen in Myanmar seit 2011, darunter auch die Verbrechen an der muslimischen Minderheit der Rohingya im Jahr 2017.

(Bericht von Emma Farge, geschrieben von Elke Ahlswede.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

tagreuters.com2025binary_LYNXMPEL7B0HZ-VIEWIMAGE