Singapur/Peking (Reuters) – US-Exporteuren von Sojabohnen droht in diesem Jahr der Verlust von Milliardengeschäften mit China.
Angesichts des ungelösten Zollstreits zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaften würden die chinesichen Käufer auf Waren aus Brasilien umsteigen, wie Händler am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Demnach haben chinesische Importeure ihre Buchungen für September bereits abgeschlossen. Dabei seien rund acht Millionen Tonnen ausschließlich aus Südamerika geordert worden. Für Oktober hätten sie sich etwa vier Millionen Tonnen gesichert, ebenfalls aus Südamerika. Dies entspreche der Hälfte des erwarteten Bedarfs.
Das Ausbleiben chinesischer Käufe zu Beginn des US-Erntejahres im September könnte die Terminkontrakte in Chicago weiter unter Druck setzen. Dort liegen die Preise bereits nahe dem Fünfjahrestief. Üblicherweise werden die meisten chinesischen Käufe von US-Sojabohnen zwischen September und Januar verschifft, bevor nach der Ernte in Südamerika brasilianische Lieferungen den Markt dominieren. “Chinas umfangreiche Sojabohnenkäufe im Sommer deuten darauf hin, dass die Branche vor den potenziellen Lieferrisiken im vierten Quartal ihre Lagerbestände erhöht hat”, sagte Experte Wang Wenshen vom Analysehaus Sublime China Information.
NICHT MEHR WETTBEWERBSFÄHIG
Hintergrund sind die ungelösten Handelsspannungen. China hat seine Abhängigkeit von US-Agrarprodukten seit dem Handelskonflikt in der ersten Amtszeit von Präsident Donald Trump verringert. Am Montag verlängerten beide Seiten im Zollstreit den Aufschub hoher Zölle um 90 Tage. Händlern zufolge dürfte dies allein jedoch keine Käufe auslösen, da der chinesische Zoll auf US-Sojabohnen bei 23 Prozent verharrt. Dadurch seien die US-Bohnen nicht mehr wettbewerbsfähig, obwohl sie ohne Zölle etwa 40 Dollar je Tonne billiger wären als brasilianische Ladungen.
China könnte seine Käufe wieder aufnehmen, sollte eine Einigung über eine Zollsenkung erzielt werden. “Ein mögliches Szenario ist, dass China bei einer Einigung im November wieder US-Sojabohnen kauft”, sagte der Gründer der Pekinger Beratungsfirma AgRadar, Johnny Xiang. Dies könne das Exportfenster für die USA potenziell verlängern und den Verkauf der neuen Ernte aus Brasilien unter Druck setzen. Im vergangenen Jahr importierte China insgesamt rund 105 Millionen Tonnen Sojabohnen. Davon stammten 22,13 Millionen Tonnen im Wert von zwölf Milliarden Dollar aus den USA.
(Bericht von Naveen Thukral und Ella Cao, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)