Frankfurt (Reuters) – Vor dem mit Spannung erwarteten Ukraine-Gipfel in Washington haben sich Anleger an den europäischen Aktienmärkten bedeckt gehalten.
Der Dax gab zum Wochenstart um 0,4 Prozent auf 24.270 Punkte nach, hielt sich aber in Schlagdistanz zu seinem jüngsten Rekordhoch. Der EuroStoxx50 büßte 0,6 Prozent auf 5416 Zähler ein. “Vor allem dürfte das Treffen zwischen Trump und Selenskyj im Mittelpunkt des geopolitischen Interesses stehen”, sagte IG-Analyst Christian Henke. “Der US-Präsident hat nach dem Gespräch mit dem russischen Präsidenten Putin in der vergangenen Woche in Alaska den Druck auf das ukrainische Staatsoberhaupt erhöht.”
“Dass das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem russischen Kollegen Wladimir Putin am Freitag keinen Durchbruch gebracht hat, haben die Börsen gut weggesteckt”, konstatierte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Investoren werteten positiv, dass die Gespräche weitergingen. Für Montag ist ein Treffen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit Trump im Weißen Haus geplant. Dabei wird Selenskyj von führenden europäischen Politikern begleitet, darunter auch Kanzler Friedrich Merz.
RÜSTUNGSWERTE UND ERNEUERBARE ENERGIEN GEFRAGT
“Das Wichtigste für den europäischen Aktienmarkt wäre ein Friedensabkommen, die genaue Form ist nicht so wichtig”, sagte Robert Schramm-Fuchs, Portfoliomanager bei Janus Henderson. Unabhängig von den laufenden Bemühungen griffen Investoren zum Wochenauftakt erneut bei Rüstungswerten zu. Die Titel von Rheinmetall zogen um knapp drei Prozent an und waren damit größter Dax-Gewinner. Der Panzergetriebe-Hersteller Renk verteuerte sich ebenfalls um knapp drei Prozent.
Kräftigen Rückenwind erhielt unterdessen der Wind- und Solarenergiesektor durch neue Subventionsregeln in den USA. Die neuen US-Regelungen zur Förderung von Ökostromprojekten seien weniger restriktiv als befürchtet, schrieb Analyst Constantin Hesse von der Investmentbank Jefferies. Das US-Finanzministerium hatte die Richtlinien am späten Freitagabend (MESZ) vorgelegt.
Zu den Profiteuren gehörten etwa die Aktien des Windturbinenherstellers Vestas, die um 17 Prozent zulegten und damit auf das größte Tagesplus seit November 2012 zusteuerten. Die Titel des Rivalen Orsted zogen zwei Prozent an. Die Aktien des Photovoltaikunternehmens SMA Solar verteuerten sich zeitweise um mehr als zwölf Prozent.
Verschnupft reagierten dagegen Commerzbank-Anleger auf einen negativen Analystenkommentar der Deutschen Bank. Commerzbank-Aktien gaben um rund drei Prozent nach und waren damit Schlusslicht im Dax. Die Commerzbank sei nicht nur die seit Jahresbeginn erfolgreichste europäische Bank, sondern auch die teuerste im Verhältnis von Kurs zu Buchwert unter den Top fünf, erklärten die Analysten und stuften die Bewertung der Commerzbank-Aktie auf “Halten” von zuvor “Kaufen” zurück.
(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)