Europäer und Trump forcieren Ukraine-Verhandlungen

(Durchgehend neu nach Ende der Beratungen)

– von Andrea Shalal und Andreas Rinke und Max Hunder

Washington (Reuters) – Bei den Beratungen zwischen US-Präsident Donald Trump und mehreren europäischen Regierungen zum Ukraine-Krieg hat es offenbar Fortschritte gegeben.

Es sei in den kommenden zwei Wochen ein Treffen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit dem russischen Staatsoberhaupt Wladimir Putin angedacht worden, sagte Kanzler Friedrich Merz nach den Verhandlungen im Weißen Haus. Trump strebt nach eigenen Angaben auch ein trilaterales Treffen mit Putin und Selenskyj an. Er äußerte bei dem Treffen mit Selenskyj und europäischen Staats- und Regierungschefs die Hoffnung, dass eine Einigung zur Beendigung des Krieges erzielt werden könne.

“Ich will nicht verhehlen, dass ich nicht sicher war, dass es heute so verläuft”, sagte Merz. “Das hätte auch anders verlaufen können, aber meine Erwartungen sind eigentlich nicht nur getroffen, sondern übertroffen worden.” Man habe konkret über Aspekte einer möglichen Friedenslösung gesprochen. Es sei unklar, ob Putin den Mut haben werde, an einem Treffen mit Selenskyj teilzunehmen. “Am Ende steht, dass die Vereinigten Staaten von Amerika bereit sind, Sicherheitsgarantien zu geben, dies auch mit den Europäern zusammen zu koordinieren.”

US-ZUSAGE ZU SICHERHEITSGARANTIEN ZUNÄCHST VAGE

Die konkrete Ausgestaltung dieser zugesagten Garantien blieb jedoch zunächst unklar. Nach Angaben aus Teilnehmerkreisen wird US-Außenminister Marco Rubio zusammen mit den sicherheitspolitischen Beratern der Europäer Konzepte für derartige Garantien ausarbeiten. Selenskyj sagte nach dem Treffen, die Einzelheiten zu den Garantien sollten innerhalb von zehn Tagen ausgearbeitet werden. Der finnische Präsident Alexander Stubb sprach davon, dass die Details innerhalb einer Woche geklärt werden könnten.

Das Thema etwaiger Gebietsabtretungen der Ukraine soll nach Darstellung von Selenskyj zwischen seiner Regierung und der in Moskau entschieden werden. Über Gebiete habe er ein langes Gespräch mit Trump geführt. Der US-Präsident hatte die Ukraine zuvor zu Kompromissen gedrängt, während Selenskyj auf die Verfassung verweist, die ihm die Abtretung von Territorium verbietet. Die beiden Männer hatten zuerst gesprochen, während Merz zusammen mit den Staats- und Regierungschefs von Großbritannien, Frankreich, Italien und Finnland sowie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Nato-Generalsekretär Mark Rutte warten mussten.

VIDEOSCHALTE DES EUROPÄISCHEN RATES

Das Treffen war kurzfristig anberaumt worden, nachdem Putin und Trump am Freitag in Alaska zusammengekommen waren. Im laufe des Nachmittags telefonierte Trump mit Putin. “Es wurde die Idee erörtert, die Ebene der Vertreter der ukrainischen und russischen Seite anzuheben – also jener Vertreter, die an den genannten direkten Verhandlungen teilnehmen”, sagte Kreml-Berater Juri Uschakow auf Telegram. Zuvor hatte der russische Gesandte Michail Uljanow erklärt, Russland knüpfe eine Zustimmung zu Sicherheitsgarantien für die Ukraine an glaubwürdige Zusicherungen für die eigene Sicherheit.

Für Dienstagnachmittag berief EU-Ratspräsident Antonio Costa eine Videokonferenz der Mitglieder des Europäischen Rates ein. In dem Gremium legen die Staats- und Regierungschefs der EU die politische Agenda fest. Dabei solle über die Treffen in dieser Woche in Washington zum Ukraine-Krieg informiert werden, schrieb Costa auf der Online-Plattform X.

(Bearbeitet von Alexander Ratz und Scot W. Stevenson, redigiert von Alexandra Falk; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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