N26-Gründer Stalf verlässt nach BaFin-Kritik Vorstand

München (Reuters) – Vorstandsbeben bei N26: Einer der beiden Gründer der Digitalbank gibt nach anhaltender Kritik der Finanzaufsicht BaFin bald die operative Verantwortung ab.

Valentin Stalf werde “zeitnah” als Co-Vorstandschef von N26 zurücktreten, teilte das Unternehmen am Dienstag in Berlin mit. “Nach einer Übergangszeit” werde er in den Aufsichtsrat wechseln, der ebenso wie der Vorstand in den nächsten Monaten erweitert werden solle. Bisher besteht der Aufsichtsrat nur aus vier Personen. Stalf zog mit dem Rückzug nach eigenen Angaben auch die Konsequenzen aus den Berichten über die Vorwürfe der BaFin und einiger N26-Investoren: “Sie haben dazu geführt, dass ich die Entscheidung über meinen Wechsel in den Aufsichtsrat etwas früher getroffen habe als eigentlich geplant”, sagte er dem “Handelsblatt”.

Maximilian Tayenthal, mit dem Stalf die Bank 2013 gegründet hatte, werde dagegen im Vorstand bleiben, betonte das Unternehmen. Auch über seinen Abgang war spekuliert worden. Die “Financial Times” berichtete am Dienstag, Tayenthal werde später wohl ebenfalls zurücktreten. Aufsichtsratschef Marcus Mosen, der ehemalige Chef des Zahlungsabwicklers Concardis, könnte als Co-Vorstandschef in die operative Verantwortung rücken.

Die jüngst im Zuge einer Sonderprüfung erneuerte Kritik der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hatte Medienberichten zufolge zu Spannungen zwischen dem Gründerduo und großen Start-up-Investoren geführt. N26 war 2021 bei einer Finanzierungsrunde mit umgerechnet 7,7 Milliarden Euro bewertet worden, bald danach aber ins Visier der BaFin geraten. Derzeit dürfte die Bank nur noch einen Bruchteil wert sein. Tayenthal und Stalf halten zusammen noch fast 20 Prozent an N26.

Eine N26-Sprecherin sagte, Gespräche mit Investoren und der Aufsicht seien vertraulich. Die Anteilseigner hätten Stalf aber “für seine Vision anerkannt”, sein Wechsel in den Aufsichtsrat habe ihre Unterstützung. N26 zitierte Christian Nagel, Partner von Earlybird Ventures, einem der frühen N26-Investoren: “Es ist bemerkenswert, wie er N26 in den letzten zwölf Jahren gemeinsam mit Maximilian Tayenthal an die Spitze der europäischen Digitalbanken geführt hat und damit für Millionen Kunden Banking nachhaltig verändert hat.”

Stalf selbst bezeichnete seinen Wechsel als “strategische Entscheidung”. Er werde sich “aktiv und mit voller Leidenschaft in die langfristige personelle und strategische Ausrichtung von N26 einbringen”.

“VERSTÄRKT ZUM NACHDENKEN GEBRACHT”

N26 sieht sich als eine der erfolgreichsten europäischen Neobanken: Sie hat nach eigenen Angaben über 1500 Mitarbeiter und mehr als fünf Millionen Kunden. Im vergangenen Jahr sei der Umsatz um rund 40 Prozent auf gut 500 Millionen Euro gewachsen. Im Sommer 2024 habe N26 die Gewinnschwelle erreicht. “Aktuell schreibt N26 nachhaltige Profite und wird das zweite Halbjahr profitabel abschließen”, hieß es in der Mitteilung. Laut Stalf soll auch das Gesamtjahr schwarze Zahlen zeigen.

Die Bank hat aber immer wieder Ärger mit der BaFin. Erst vor gut einem Jahr hatte die Behörde eine Beschränkung zur Aufnahme von Neukunden aufgehoben, die N26 jahrelang bremste. Hintergrund war ein zu laxer Umgang mit Geldwäsche-Verdachtsfällen. Wegen zu spät gemeldeter Verdachtsfälle musste die Bank eine Geldbuße von 9,2 Millionen Euro zahlen. Bei einer neuerlichen Sonderprüfung seien Mängel im Risikomanagement und Defizite in der Betrugsbekämpfung aufgefallen, berichtete das “Handelsblatt”. “Die Kritik der BaFin hat uns in den vergangenen Monaten nochmal verstärkt zum Nachdenken gebracht”, sagte Stalf der Zeitung. N26 nehme die Hinweise sehr ernst. Eine erneute Neukunden-Begrenzung drohe aber nicht. Die BaFin wollte sich dazu nicht äußern.

(Bericht von Alexander Hübner und Tom Sims, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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