Frankreichs Finanzminister um Ruhe an Börsen bemüht: Glaube nicht an Finanzkrise

Paris (Reuters) – Frankreichs Finanzminister Eric Lombard sieht trotz der jüngsten Sorgen an der Börse um die Stabilität der Regierung keine Gefahr einer Finanzkrise.

Er versuchte am Donnerstag, Anleger zu beruhigen. “Ich glaube nicht an eine Finanzkrise”, sagte Lombard bei einem Termin des Wirtschaftsverbands Medef. “Das Land ist reich, das Land wächst, das Land wird geführt, es ist unter Kontrolle und die französischen Unternehmen machen ihre Arbeit.” Man habe keine Schwierigkeiten, die Wirtschaft zu finanzieren. Lombard bekräftigte das Ziel, das öffentliche Defizit bis zum Jahresende wie geplant auf 5,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu senken. Das wären aber immer noch deutlich mehr, als die europäischen Schuldenregeln eigentlich erlauben.

Hintergrund ist die überraschende Ankündigung von Ministerpräsident Francois Bayrou vom Montag, am 8. September die Vertrauensfrage im Parlament zu stellen. Er will damit die Zustimmung zu umfassenden Haushaltskürzungen erzwingen. Daraufhin waren französische Anleihen und Aktien Anfang der Woche unter Druck geraten.

Lombard selbst hatte zu Wochenbeginn noch vor dem Risiko gewarnt, dass Frankreich den Internationalen Währungsfonds (IWF) benötigen könnte, wenn die Finanzen nicht saniert würden. Die Oppositionsparteien haben angekündigt, die Minderheitsregierung stürzen zu wollen. Unternehmensvertreter hatten zuletzt erklärt, die politische Krise berge erhebliche Risiken für die Wirtschaft.

Umfragen zufolge befürwortet eine Mehrheit der Franzosen inzwischen Neuwahlen. Die drei größten Oppositionsparteien im Parlament haben signalisiert, ihre Unterstützung verweigern zu wollen. Damit wird ein Sturz der Bayrou-Regierung immer wahrscheinlicher. Die Rendite französischer Staatsanleihen lag diese Woche über der des einstigen Euro-Krisenstaates Griechenland, weil Investoren wegen der Haushaltskrise in Paris einen höheren Risikoaufschlag verlangen. Für den Staat wird es also teurer, sich Geld zu leihen.

(Bericht von Leigh Thomas, Jean-Stephane Brosse und Bertrand Boucey, geschrieben von Christian Krämer, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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