Türkische Wirtschaft wächst im Frühjahr überraschend stark

Istanbul (Reuters) – Die türkische Wirtschaft ist im zweiten Quartal trotz der straffen Geldpolitik unerwartet stark gewachsen.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) kletterte von April bis Juni um 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das nationale Statistikamt am Montag mitteilte. Damit übertraf das Wachstum die Erwartungen von Analysten, die mit 4,1 Prozent gerechnet hatten. Zu Jahresanfang 2025 hatte es lediglich ein Plus von revidiert 2,3 Prozent gegeben. Im Vergleich zum Vorquartal legte die Wirtschaft im Frühjahr um 1,6 Prozent zu.

Die Wirtschaft profitierte Volkswirten zufolge im zweiten Quartal von mehr Arbeitstagen als im Vorjahreszeitraum. Zudem verwiesen die Fachleute auf einen Basiseffekt wegen des schwächeren Vorjahres. Die Zentralbank hatte erst im vergangenen Monat ihren Kurs wieder gelockert, nachdem die Inflation auf rund 33 Prozent gefallen war. Im Vorjahr hatte die Teuerungsrate zeitweise bei 75 Prozent gelegen. Im April hatten die Währungshüter die Geldpolitik noch gestrafft, um nach Marktturbulenzen im Zuge der Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu – einem politischen Rivalen von Präsident Tayyip Erdogan – für Stabilität zu sorgen.

Für das Gesamtjahr 2025 prognostizieren die von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Ökonomen ein Wachstum von 2,9 Prozent, nach 3,3 Prozent im vorigen Jahr. Die Regierung in Ankara geht bislang von vier Prozent aus, dürfte ihre Prognose aber Anfang des Monats aktualisieren. Das Finanzministerium wertete das vergleichsweise starke Wachstum im zweiten Quartal und die sinkende Inflation als Beleg für den richtigen Kurs.

(Bericht von Ezgi Erkoyun, geschrieben von Klaus Lauer; redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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