Frankfurt (Reuters) – Unicredit-Chef Andrea Orcel stellt bei einer Übernahme der Commerzbank einen Erhalt des Netzwerks in der Fläche des Frankfurter Instituts in Aussicht.
Die beiden Banken ergänzten sich, sagte der Chef des zweitgrößten italienischen Geldhauses am Donnerstag auf einem Handelsblatt-Bankengipfel in Frankfurt. Es gehe daher mehr um Erträge. “Das heißt, wir würden das Netzwerk nicht antasten, das heißt, wir würden das Netzwerk verbessern und in das Netzwerk investieren.” Zu möglichen Stellenstreichungen sagte Orcel: “Ich denke, dass es in der Zentrale eine beträchtliche Anzahl davon geben wird, aber viel weniger als die Zahlen, die bisher im Umlauf waren.” Commerzbank-Arbeitnehmervertreter hatten vor dem Abbau von 15.000 Stellen im Zuge einer Übernahme gewarnt.
Als eigenständiges Unternehmen müsse die Commerzbank in fünf bis sieben Jahren wahrscheinlich mehr Arbeitsplätze abbauen als bei einer Übernahme durch Unicredit, sagte Orcel. Die Mailänder Großbank will letztendlich Deutschlands zweitgrößte börsennotierte Bank mit ihrer Münchener Tochter HypoVereinsbank fusionieren. Von der Europäischen Zentralbank (EZB) hat Unicredit grünes Licht für eine Commerzbank-Beteiligung in Höhe von 29,9 Prozent erhalten. Auch das Bundeskartellamt winkte den Einstieg durch.
Das Commerzbank-Management lehnt eine Übernahme durch die Italiener ab und setzt auf die Eigenständigkeit des Bankhauses. Am Mittwoch hatte Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp auf dem Bankenengipfel gesprochen und betont, die Bank konzentriere sich voll auf die Umsetzung der eigenen Strategie. Diese sieht vor, dass das Geldhaus effizienter und schlagkräftiger wird. Dazu gehört auch ein Stellenabbau. So will die Commerzbank bis 2028 über Altersteilzeit und Vorruhestandsregelungen vor allem in Deutschland etwa 3900 Jobs abbauen. In einigen Bereichen würden aber auch neue Arbeitsplätze entstehen.
ORCEL – HALTUNG DER REGIEUNG IST “KRITISCHER” FAKTOR
Bei der Bundesregierung stößt das Vorhaben ebenfalls auf Ablehnung. Der Bund unterstütze die Strategie der Eigenständigkeit der Commerzbank, hatte eine Sprecherin des Finanzministeriums erst kürzlich gesagt. Man lehne das erneut unabgestimmte und unfreundliche Vorgehen der Unicredit ab. Laut Orcel ist die Haltung der deutschen Regierung zu einer möglichen Übernahme wichtig. “Das ist ein kritischer Faktor. Das ist nicht der einzige Faktor”, merkte er an. Letztendlich stehe das Management bei seinen Aktionären, Kunden und Mitarbeitern in der Pflicht.
Unicredit hatte unlängst mitgeteilt, den Einfluss bei der Commerzbank wie geplant auszubauen. Dadurch nehme der Stimmrechtsanteil auf 26 Prozent zu. Zu gegebener Zeit werde Unicredit erneut Terminkontrakte tauschen, wodurch der Anteil dann auf 29 Prozent steige. Mit diesen Derivaten hatte sich Unicredit den Zugriff auf Commerzbank-Papiere gesichert. Unicredit ist inzwischen mit großem Abstand der größte Aktionär der Commerzbank.
(Bericht von Tom Sims, Valentina Za; Bearbeitet von Frank Siebelt; Redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)