Europas Börsen im Aufwind – Inditex und Novo Taktgeber

Frankfurt (Reuters) – An den europäischen Aktienmärkten haben sich Anleger von der Zins-Euphorie an der Wall Street anstecken lassen.

In der Spitze zog der Dax am Mittwoch um 0,7 Prozent auf 23.883 Punkte; der EuroStoxx50 stieg um 0,8 Prozent auf bis zu 5413 Zähler. “Ambitionierte Erwartungen an kommende Zinssenkungen in den USA lassen den Dax die Frankreich-Angst abschütteln”, konstatierte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. Ein Zinsschritt der US-Notenbank um 25 Basispunkte gelte als ausgemachte Sache. “Ebenso fünf weitere Senkungen in den kommenden zwölf Monaten.”

Positive Kaufimpulse lieferten zudem Unternehmen. Nach Monaten mit enttäuschender Nachfrage punktete der Zara-Mutterkonzern Inditex bei Anlegern mit einer Umsatzbelebung. Die Aktien des weltweit größten börsennotierten Fast-Fashion-Händlers kletterten zeitweise um mehr als sieben Prozent, nachdem der spanische Modekonzern zwischen dem 1. August und dem 8. September anziehende Umsätze gemeldet hat. Dagegen erwartet die Modekette Primark eine Flaute. Das Konsumklima bleibe unsicher, teilte Mutterkonzern Associated British Foods mit.

Angesichts des heftigen Konkurrenzkampfes auf dem Markt für Abnehmmedikamente greift Novo Nordisk unterdessen zu drastischen Maßnahmen und streicht 9000 Stellen. Damit will der dänische Pharmakonzern jährlich rund acht Milliarden dänische Kronen (1,08 Milliarden Euro) einsparen. Bei Anlegern kam das Sparprogramm gut an: die Aktie legte in der Spitze knapp vier Prozent zu. Novo war im vergangenen Jahr dank des Booms der Abnehmspritze Wegovy zum wertvollsten börsennotierten Unternehmen Europas aufgestiegen, mit einem Börsenwert von rund 650 Milliarden Dollar. Seit Jahresbeginn haben die Papiere wegen der zunehmenden Konkurrenz rund 45 Prozent an Wert verloren.

Auch bei Technologiewerten griffen Anleger zu. Anlass war eine optimistische Prognose des US-Konzerns Oracle für seine Cloud-Sparte. Die Aktien des deutschen Softwareherstellers SAP stiegen im Windschatten zeitweise um 2,8 Prozent, die des niederländischen Chip-Ausrüsters ASML um ein Prozent. Die Aktien von Oracle schossen im vorbörslichen US-Handel um rund 29 Prozent in die Höhe.

WARTEN AUF US-PREISDATEN

Mit Spannung warteten Anleger nun auf die im Tagesverlauf anstehenden Produzentenpreise in den USA sowie die am Donnerstag erwarteten US-Verbraucherpreise. Sie gelten als letzter Test für die Zinsspekulationen vor dem Treffen der US-Notenbank in der kommenden Woche. “Die mittlerweile ambitionierten Markterwartungen könnten enttäuscht werden”, sagte Stanzl. “Die Fed muss die richtige Balance zwischen ihrem Mandat der Preisstabilität und jenem der Förderung der Beschäftigung finden.”

Schwache Daten vom US-Arbeitsmarkt hatten zuletzt die Zinssenkungsfantasien der Anleger weiter angetrieben. Der US-Jobmotor ist nach einer aktuellen Datenrevision bereits früher ins Stottern geraten als gedacht. Demnach schuf die US-Wirtschaft in den zwölf Monaten bis März 911.000 Arbeitsplätze weniger als bisher angenommen, wie die Regierung am Vortag mitteilte. Dies heizte die Wetten an, dass die Fed im Kampf gegen eine Konjunkturabkühlung die Zinsen senken wird und ließ an der Wall Street den S&P 500 und den technologielastigen Nasdaq zuletzt auf frische Höchststände steigen.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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