Festnahmen bei Protesten in Frankreich – Verkehrsbehinderungen im ganzen Land

Nantes/Montpellier (Reuters) – In Frankreich hat es bei landesweiten Protesten zahlreiche Festnahmen und Verkehrsbehinderungen gegeben.

Die Demonstranten protestierten am Mittwoch unter dem Motto “Bloquons tout” (“Lasst uns alles blockieren”) gegen geplante Haushaltskürzungen und die politische Führung des Landes. Dabei kam es zu Verkehrsbehinderungen, brennenden Barrikaden und Zusammenstößen mit der Polizei. In Paris setzte die Polizei Tränengas gegen jugendliche Demonstranten ein, die den Eingang einer Schule blockierten. Zudem hinderte sie nach eigenen Angaben rund 1000 Demonstranten daran, in den Bahnhof Gare du Nord einzudringen. Allein in der Hauptstadt wurden 132 Menschen festgenommen. Sicherheitskräfte waren nach Angaben der Behörden angewiesen, Blockaden so schnell wie möglich zu räumen, sodass das öffentliche Leben des Landes bislang nicht vollständig lahmgelegt wurde.

Die Bewegung hat ihre Wurzeln in den sozialen Medien und weckt Erinnerungen an die “Gelbwesten”, die Ende 2018 und Anfang 2019 gegen die Politik von Präsident Emmanuel Macron mobil machten. Auslöser war damals die höhere Besteuerung von Diesel. Nun regt sich angesichts der politischen Dauerkrise im Land erneut Unmut gegen den mit sinkenden Popularitätswerten kämpfenden Staatschef.

Erst am Montag hatte das Parlament Ministerpräsident Francois Bayrou wegen dessen Sparplänen gestürzt. Am Dienstag ernannte Macron mit Sebastien Lecornu seinen fünften Regierungschef in weniger als zwei Jahren, was bei linken Politikern für Empörung sorgte. “Das Problem ist Macron, nicht die Minister”, sagte ein Vertreter der Gewerkschaft CGT während einer Demonstration in der französischen Hauptstadt. “Er und seine Arbeitsweise sind das Problem, deshalb muss er gehen.”

Die Autobahngesellschaft Vinci verzeichnete Proteste und Verkehrsbehinderungen auf Autobahnen im ganzen Land, unter anderem in Marseille, Montpellier, Nantes und Lyon. Nach Angaben von Innenminister Bruno Retailleau sind landesweit 80.000 Sicherheitskräfte im Einsatz, davon 6000 in Paris. In der westfranzösischen Stadt Rennes hätten Demonstranten einen Bus in Brand gesteckt. Einige hätten die Polizei mit schweren Pflastersteinen angegriffen. Retailleau warnte zudem, dass für den späteren Tagesverlauf geplante Kundgebungen von gewaltbereiten, linksextremen Gruppen unterwandert werden könnten.

(Bericht von Makini Brice, Benoit Van Overstraeten, Abdul Saboor, Stephane Mahe und Manon Cruz, geschrieben von Philipp Krach, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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