Moskau (Reuters) – Der Rubel ist nach dem Abschuss mutmaßlicher russischer Drohnen über Polen unter Druck geraten.
Die russische Landeswährung fiel am Mittwoch auf den tiefsten Stand zum Dollar seit fünf Monaten und durchbrach dabei zeitweise die Marke von 85 Rubel. Der Rubel schwächte sich um 1,6 Prozent auf 84,00 zum Dollar ab. Im Tagesverlauf war er zeitweise bis auf 85,12 gefallen. Seit Anfang der Woche hat der Rubel damit fünf Prozent abgewertet. Im Vergleich zum chinesischen Yuan, der meistgehandelten ausländischen Währung in Russland, gab der Rubel an der Moskauer Börse um 1,2 Prozent auf 11,91 nach.
Zuvor waren Drohnen im polnischen Luftraum abgeschossen worden. Analysten zufolge hängt der Kursrutsch auch mit einer erwarteten Leitzinssenkung der Zentralbank am Freitag, einer steigenden Nachfrage nach Importen und der erneuten Androhung westlicher Sanktionen zusammen. “Die Furcht vor Sanktionen, gepaart mit den Erwartungen einer Zinssenkung, setzt die russische Währung weiterhin unter Druck”, hieß es in einer Analyse der Bank of St. Petersburg.
Zudem mehren sich die Hinweise auf eine wirtschaftliche Schwäche. Finanzminister Anton Siluanow kündigte am Dienstag an, eine Erhöhung der Schulden sei möglich. “Ich möchte gleich sagen, dass dies in einem vernünftigen Rahmen geschehen wird”, sagte Siluanow dem Radiosender RBK. Sein Ressort hatte jüngst die Defizitprognose für dieses Jahr von ursprünglich 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf 1,7 Prozent angehoben. Wegen der hohen Militärausgaben für den Krieg in der Ukraine dürfte das Defizit diese Zahl jedoch noch übersteigen.
Hohe Zinsen, ein starker Rubel und ein mauer Kapitalmarkt schränken die Möglichkeiten der Regierung jedoch ein. Russland plante für das laufende Jahr ursprünglich eine Kreditaufnahme von 4,8 Billionen Rubel (49 Milliarden Euro). Mit 4,2 Billionen Rubel wurde das Jahresziel aber bereits fast erreicht. Wegen der Sanktionen im Zuge des Ukraine-Krieges ist Russland von den westlichen Kapitalmärkten abgeschnitten. “Wir konzentrieren uns jetzt ausschließlich auf inländische Investoren in unsere Wertpapiere”, sagte Siluanow. “Es gibt keine ausländischen Investoren.”
Mit einem Leitzins der Zentralbank von 18 Prozent ist die Kreditaufnahme auf dem heimischen Markt teuer. Die Renditen für fünfjährige Staatsanleihen in Rubel liegen aktuell bei 13,5 Prozent.
(Bericht von Gleb Bryanski, geschrieben von Rene Wagner; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)