Frankfurt (Reuters) – Trotz der jüngsten Kursrekorde an der Wall Street haben sich Investoren am Freitag mit Engagements an Europas Aktienmärkten zurückgehalten.
Dax und EuroStoxx50 verloren am Vormittag jeweils 0,3 Prozent auf 23.633 beziehungsweise 5368 Punkte. Der israelische Angriff auf die Führung der radikal-islamischen Hamas in Katar und der Abschuss russischer Drohnen über polnischem Gebiet sorgten für Verunsicherung, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. “Hier lauert einiges Eskalationspotenzial, von dem Anleger ungern auf dem falschen Fuß erwischt werden wollen, sollte es freigesetzt werden.”
Spekulationen auf eine Lockerung der US-Geldpolitik verhinderten allerdings größere Kursrücksetzer, betonte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Eine Herabsetzung des US-Leitzinses in der kommenden Woche gilt wegen des schwächelnden Arbeitsmarktes als ausgemacht. Börsianer rechnen außerdem damit, dass die Fed weitere Schritte andeuten wird. Für die US-Notenbank habe die Belebung der Beschäftigung aktuell Priorität, sagte Commerzbank-Volkswirt Michael Pfister. Dafür nehme sie eine steigende Inflation in Kauf.
Daher nahmen einige Investoren Kurs auf den “sicheren Anlagehafen” Gold. Das Edelmetall verteuerte sich um bis zu 0,6 Prozent auf 3656 Dollar je Feinunze und lag damit weniger als 20 Dollar unter dem Rekordhoch vom Dienstag. Damit summierte sich das Plus seit Jahresbeginn auf knapp 40 Prozent. Der Sprung über 3700 Dollar sei nur eine Frage der Zeit, prognostizierte Ryan McIntyre, Partner beim Vermögensverwalter Sprott.
Am Devisenmarkt stabilisierte sich die US-Währung, die wegen der Zinssenkungsspekulationen am Donnerstag unter Druck geraten war. Ein Euro kostete 1,1719 Dollar. Der Ölpreis setzte seine Talfahrt dagegen fort. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um bis zu ein Prozent auf 65,71 Dollar je Barrel (159 Liter). “Die Fundamentaldaten deuten auf ein Überangebot und eine schwache Nachfrage hin”, sagte Analystin Priyanka Sachdeva vom Brokerhaus Phillip Nova.
RÜSTUNGSWERTE SETZEN REKORDJAGD FORT
Wegen der wachsenden Spannungen zwischen der Nato und Russland blieben Rüstungswerte gefragt. Der europäische Branchenindex markierte mit 2774,03 Punkten den dritten Tag in Folge ein Rekordhoch. Russland und Belarus starteten am Freitag ein gemeinsames Manöver an der Grenze zu NATO-Territorium. Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk hat dieses Vorgehen als “sehr aggressiv” bezeichnet.
Gefragt waren auch Vallourec, die sich in Paris um 2,6 Prozent verteuerten. Der Stahlkonzern erhielt vom brasilianischen Ölförderer Petrobras den Auftrag zur Lieferung von Röhren für Bohrinseln im Volumen von bis zu einer Milliarde Dollar.
(Bericht von Hakan Ersen. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)