Paris (Reuters) – Deutschland und Frankreich streben mit Blick auf einen möglichen diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking im Februar eine europäische Antwort an.
Dies betonten die neue Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und der französische Ressortchef Jean-Yves Le Drian auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am Donnerstag in Paris. “Wir werden sowohl gemeinsam in der neuen Bundesregierung darüber entscheiden, wie wir weiter damit umgehen, und das aber im Einklang mit unseren europäischen Freunden”, sagte Baerbock. Auch Le Drian sprach sich für eine EU-Position in dieser Frage aus.
Die US-Regierung hatte am Montag erklärt, wegen anhaltender Menschenrechtsverletzungen in China keine diplomatischen Vertreter zu den Olympischen Winterspielen nach Peking zu entsenden. Australien, Großbritannien und Kanada schlossen sich dem Boykott an. China weist die Anschuldigungen von Menschenrechtsverletzungen zurück und kündigte “entschlossene Gegenmaßnahmen” an, nannte aber bislang keine Details. Der neue Bundeskanzler Olaf Scholz hat zurückhaltend auf die Forderungen der USA reagiert und mahnte rationales Handeln an.
Für Irritationen sorgte jüngst der Fall der chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai. Die ehemalige Weltranglistenerste im Doppel hatte am 2. November über eine chinesische Internet-Plattform erklärt, der ehemalige Vizepremier Zhang Gaoli habe sie zum Sex gezwungen. Danach verschwand die 35-Jährige zunächst von der Bildfläche. Am 21. November wurde dann ein virtuelles Gespräch der Tennisspielerin mit dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, veröffentlicht, in dem sie angab, dass es ihr gut gehe und sie sich in Sicherheit befinde. Baerbock sagte: “Wenn eine Frau solche Vorwürfe erhebt, dann muss das im internationalen Kontext Gehör finden.”
Innerhalb der französischen Regierung gibt es aber offenbar unterschiedliche Meinungen, wie mit einem Olympia-Boykott umzugehen ist. “Der Sport ist eine Welt für sich, die vor politischer Einmischung geschützt werden muss”, sagte Bildungsminister Jean-Michel Blanquer am Donnerstag dem TV-Sender BFM. Frankreich werde sich nicht an einem Boykott beteiligen. Sportministerin Roxana Maracineanu werde im Februar zu den Winterspielen nach Peking reisen. Paris richtet 2024 die Olympischen Sommerspiele aus.