Russland droht mit Militäraktion in Moldau – Berichte über Anschläge in Transnistrien

Chisinau (Reuters) – Russland droht nach Berichten über Anschläge in dem Separatisten-Gebiet Transnistrien in Moldau indirekt mit einem militärischen Einsatz in der Region.

Das Außenministerium in Moskau warnte am Dienstag vor einem Szenario, in dem Russland intervenieren müsse, berichtete die russische Nachrichtenagentur RIA ohne nähere Details zu nennen. Der schmale Landstreifen Transnistrien grenzt an die Ukraine. Die ukrainische Regierung äußerte Befürchtungen, Russland könne planen, von Transnistrien aus den Westen des Landes anzugreifen. Moldaus Präsidentin Maia Sandu verurteilte die Anschläge als Versuch, den Frieden in der Region zu stören und erklärte, ihr Land sei bereit zu einer friedlichen Lösung der Konflikte.

In dem von prorussischen Separatisten kontrollierten Transnistrien hatten lokale Behörden mehrere Zwischenfälle gemeldet. Explosionen sollen das Hauptquartier der Staatssicherheit erschüttert und zwei Sendemasten aus Sowjetzeiten beschädigt haben. Über die Antennen wurde von einem Dorf in der Region aus russisches Radio gesendet. Auch eine Militäreinheit sei angegriffen worden. Kurz darauf hatte der Sprecher des russischen Präsidialamtes, Dmitri Peskow, erklärt, Russland beobachte die Vorgänge sehr genau. Moldaus Präsidentin Sandu hatte wegen der Vorkommnisse den Obersten Sicherheitsrats des Landes einberufen.

In Transnistrien sind seit dem Ende der Sowjetunion Anfang der 1990er Jahre russische Soldaten stationiert. Nur Russland hat den schmalen Landstreifen als unabhängig anerkannt, international wird das nicht unterstützt. Seine Grenze ist etwa 40 Kilometer von der ukrainischen Hafenstadt Odessa entfernt, deren Einnahme eines der erklärten Kriegsziele Russlands ist. Im Westen grenzt das kleine Land Moldau an das EU- und Nato-Mitglied Rumänien. Moldau hat zahlreiche Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen.

Die Ereignisse in Transnistrien gleichen der Eskalation vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Die russische Regierung hatte zunächst ohne Belege auf Zwischenfällen in den selbst ernannten, prorussischen Volksrepubliken Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine verwiesen. Diese sollen nach russischer Darstellung von ukrainischen Kräften provoziert worden sein, was die Regierung in Kiew wiederholt zurückwies. Den eigentlichen Einmarsch rechtfertigte Präsident Wladimir Putin unter anderem mit der unbelegten Behauptung, in beiden Regionen müsse ein Völkermord verhindert werden. Die am 24. Februar begonnene Invasion der Ukraine bezeichnet er als militärischen Sondereinsatz, der der Demilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine sowie dem Schutz Russlands diene. Die Ukraine und der Westen dagegen sprechen von einem nicht provozierten Angriffskrieg.

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