Berlin (Reuters) – Der deutsche Staat hat in den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres ein größeres Defizit verzeichnet.
Die Kern- und Extrahaushalte von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherung gaben bis Ende September rund 108 Milliarden Euro mehr aus als sie einnahmen, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Damit fiel die Lücke um 16,1 Milliarden Euro größer aus als ein Jahr zuvor. Die Einnahmen legten zwar um 5,1 Prozent auf 1405,8 Milliarden Euro zu. Dem standen jedoch Ausgaben von 1513,3 Milliarden Euro gegenüber, ein Plus von 5,8 Prozent.
“Zwar trug der Bund wie schon seit 2020 den größten Anteil des Gesamtdefizits”, erklärten die Statistiker. “Jedoch sind die Finanzierungsdefizite vor allem bei den Gemeinden, aber auch bei den Ländern und der Sozialversicherung gewachsen.”
Aus Steuern und steuerähnlichen Abgaben wurden in den ersten drei Quartalen rund 1200,4 Milliarden Euro eingenommen, ein Plus von 4,3 Prozent. Besonders kräftig wuchsen die Beitragseinnahmen der Sozialversicherung mit 7,0 Prozent und die Einnahmen aus der Abgeltungsteuer. Letztere nahmen wegen des gestiegenen Zinsniveaus mit 6,1 Milliarden Euro etwa das Zweieinhalbfache des Vorjahreswertes ein (+146,5 Prozent).
Beim Bund mündeten unter anderem Verkäufe von Beteiligungen an der Commerzbank und von Aktien der Deutschen Post AG in einen Anstieg der Einnahmen aus Veräußerungen von Beteiligungen um 4,7 Milliarden Euro. Zugleich stiegen die Ausgaben für den Erwerb von Beteiligungen um 3,5 Milliarden Euro, maßgeblich durch die Aufstockung des Eigenkapitals der Deutschen Bahn.
Der Bund allein meldete in den ersten drei Quartalen ein Defizit von 58,2 Milliarden Euro. Das waren 17,7 Milliarden Euro weniger als im Vorjahreszeitraum. Bei den Ländern lief ein Defizit von 7,3 Milliarden Euro auf, nachdem es im Vorjahreszeitraum noch einen Überschuss von 3,1 Milliarden Euro gegeben hatte. Hier gehen die Defizite überwiegend auf Extrahaushalte zurück. Bei den Kommunen vergrößerte sich der Fehlbetrag auf 25,9 Milliarden Euro – das waren 14,5 Milliarden Euro mehr als ein Jahr zuvor. Für die Sozialversicherung ergab sich ein Defizit von 16,1 Milliarden Euro, was einem Plus von 8,9 Milliarden Euro entspricht.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)