Französische Wirtschaft stagniert zum Jahresstart unerwartet

Paris (Reuters) – Die Wirtschaft in Frankreich tritt überraschend nur auf der Stelle.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Januar bis März stagnierte auch wegen der Kaufzurückhaltung der Konsumenten im Vergleich zum Vorquartal, wie das nationale Statistikamt Insee am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Experten hingegen hatten mit 0,3 Prozent Wachstum gerechnet. Der traditionelle Wachstumstreiber – der private Konsum – schwächelte allerdings. Denn wegen der hohen Energiepreise sanken die Ausgaben der Verbraucher um 1,3 Prozent. Die französische Wirtschaft kam damit in diesem Jahr schwächer aus den Startlöchern als die deutsche. Das BIP in Deutschland stieg im ersten Quartal um 0,2 Prozent und damit einen Tick besser als erwartet.

Ende 2021 hatte die Wirtschaft in Frankreich noch um revidiert 0,8 Prozent zugelegt, während sie in Deutschland um 0,3 Prozent geschrumpft war. Die hohe Inflation bremst nun allerdings die Kauflaune der Franzosen. So kletterte die Jahresteuerung im April auf das Rekordhoch von 5,4 Prozent. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Berechnung nach einheitlichem EU-Standard Anfang der 1990er Jahre. Die Regierung des wiedergewählten Präsidenten Emmanuel Macron hat bereits ein Bündel von Hilfen geschnürt, um die Bürger zu entlasten.

“Obwohl die staatlichen Maßnahmen die Haushalte vor dem Schlimmsten der Energiepreiserhöhungen bewahrt haben, wird der allgemeine Inflationsanstieg dennoch seinen Tribut bei den Realeinkommen und Ausgaben fordern”, sagte Jessica Hinds, Europa-Ökonomin bei der Beratungsfirma Capital Economics. “Ein Silberstreif am Horizont ist, dass die französische Wirtschaft dem Ukraine-Konflikt weniger ausgesetzt ist als die meisten anderen Länder der Euro-Zone, einschließlich Deutschland”, fügte sie hinzu.

Macron hat das Land in seiner ersten Amtszeit zu einem Magneten für Direktinvestitionen gemacht und stellte im Wahlkampf die Erfolge im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit https://avecvous.fr/notre-action/travail heraus. Im vorigen Jahr wurde beim BIP ein Plus von rund sieben Prozent erreicht – das stärkste Wachstum seit 1969. Allerdings war die Wirtschaft im Corona-Rezessionsjahr 2020 auch um etwa acht Prozent eingebrochen.

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