Frankfurt (Reuters) – Beflügelt von Zinshoffnungen kommt der Dax der nächsten Tausendermarke immer näher.
Der deutsche Leitindex stieg am Freitag um 1,2 Prozent auf 20.903 Punkte. Zwischenzeitlich schaffte er es auf ein Rekordhoch von 20.924,50 Zählern. “Die Stimmung an den Märkten hat sich zuletzt stark verbessert”, sagte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Auf Wochensicht legte der Dax 3,4 Prozent zu. Der EuroStoxx stieg am Freitag zeitweise auf den höchsten Stand seit fast 25 Jahren. An den US-Börsen blieben die Investoren ebenfalls euphorisch: der Dow-Jones-Index stand bei Handelsschluss in Europa 1,1 Prozent im Plus.
Überraschend gute Konjunkturdaten aus China weckten den Risikoappetit vieler Anleger. Flügel verleiht den Börsen aktuell aber vor allem die Hoffnung, dass die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik 2025 doch lockerer gestalten könnte als gedacht. US-Währungshüter Christopher Waller sagte, eine nachlassende Inflation werde es der US-Notenbank eventuell erlauben, die Zinsen im ersten Halbjahr zu senken. Investoren hatten angesichts einer möglicherweise inflationstreibenden Politik des künftigen Präsidenten Donald Trump zuletzt daran gezweifelt.
WELCHE TATEN FOLGEN DEN WORTEN TRUMPS?
Entscheidend dürfte sein, ob und wann nach der Amtsübernahme am Montag den Ankündigungen Trumps Taten folgen. “Bis Ergebnisse zum Beispiel in der zukünftigen Handelspolitik vorliegen, wird es sicherlich noch eine Weile dauern”, meinte Jürgen Molnar von RoboMarkets. Trump drohte unter anderem mit Zöllen auf Importe aus China, Mexiko, Kanada und auch Europa. Dollar und Euro bewegten sich im Vorfeld der Vereidigung Trumps wenig und traten bei 109,14 Punkten beziehungsweise knapp 1,03 Dollar auf der Stelle.
Gute Nachrichten kamen aus China. Die Wirtschaft des Landes hat zum Jahresende deutlich zugelegt und damit das Wachstumsziel der Regierung für 2024 noch erfüllt. Die Daten fielen kräftiger aus als von Analysten erwartet. “Es drängt sich der Eindruck auf, dass hier mit der Brechstange das ausgerufene Wachstumsziel von fünf Prozent erreicht wurde”, sagte Cyrus De La Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank.
FUSIONSFANTASIEN TREIBEN GLENCORE UND RIO TINTO
In der Bergbaubranche sorgten Berichte über Fusionsgespräche von Rio Tinto und Glencore für Diskussionsstoff. Glencore stiegen an der Londoner Börse um 2,7 Prozent, Rio Tinto notierten 2,2 Prozent fester. Die Gespräche seien aber nur kurz gewesen und hätten zu keinem Ergebnis geführt, sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Ein Zusammenschluss würde ein kombiniertes Unternehmen mit einem Marktwert von rund 158 Milliarden Dollar schaffen.
Ein nahendes Abkommen für einen Waffenstillstand im Gaza-Konflikt und die Aussicht auf wieder freie Fahrt im Roten Meer drückt die Aktien der Reedereien Maersk und Hapag-Lloyd um bis zu 2,8 Prozent. Analysten erwarten sinkende Frachtraten, da mit der möglichen Wiedereröffnung der wichtigsten Handelsroute die Überkapazitäten in der Schifffahrt zurückkehren könnten.
Im Dax führten Siemens Energy die Gewinnerliste mit einem Plus von 3,1 Prozent an. Suss Microtec legten im SDax 20,4 Prozent zu. Die Zahlen des Chipausrüsters seien überraschend gut gewesen, sagte ein Händler.
(Bericht von: Anika Ross, Daniela Pegna, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)