IWF: US-Wirtschaft wird unter Trump florieren, Deutschland abgeschlagen

– von Christian Krämer

Washington/Berlin (Reuters) – Die US-Wirtschaft wird dieses Jahr nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds unter Präsident Donald Trump deutlich stärker wachsen als bisher gedacht.

Der weltgrößten Volkswirtschaft traut der IWF jetzt ein Plus von 2,7 Prozent zu, das sind 0,5 Punkte mehr als bisher gedacht, wie die Finanzorganisation am Freitag in Washington mitteilte. Ein ganz anderes Bild malen die Experten für Deutschland. Nach zwei Rezessionsjahren 2023 und 2024 dürfte die hiesige Wirtschaft lediglich um 0,3 Prozent zulegen. Damit wurde die bisherige Schätzung um 0,5 Punkte nach unten korrigiert. Die Schwäche der Industrie und hohe Energiepreise sind weiterhin Bremsen. Wachstumstreiber weltweit bleiben neben den USA auch China und Indien.

Die Schere gehe auseinander, sagte IWF-Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas. Insgesamt habe sich wenig geändert auf globaler Ebene, zwischen den Staaten verschiebe sich aber viel. Die zunehmende Spaltung sei ein Risiko. Es gebe zudem große Unsicherheiten mit Blick auf die Finanz- und Handelspolitik sowie politische Spannungen. Unter dem Strich dürfte die globale Wirtschaftsleistung 2025 und 2026 um jeweils 3,3 Prozent zulegen, nachdem es 2024 vermutlich 3,2 Prozent waren. In den Jahren 2000 bis 2019 – also vor dem Umbruch durch die Corona-Pandemie – lag der Schnitt bei 3,7 Prozent.

In den USA zieht der Republikaner Trump am kommenden Montag wieder ins Weiße Haus ein. Es wird erwartet, dass er eine sehr unternehmensfreundliche Politik verfolgt, mit niedrigen Steuern und weniger staatlichen Vorschriften. Er dürfte aber auch neue Handelskonflikte anzetteln. Der IWF korrigierte deswegen seine Schätzungen zum internationalen Handelsvolumen etwas nach unten. Die Zuwächse dürften 2025 und 2026 bei 3,2 beziehungsweise 3,3 Prozent liegen. Deutschland als starke Exportnation dürfte dies zu spüren bekommen.

DEUTSCHLAND ABGESCHLAGEN UND MITTEN IM WAHLKAMPF

Das zieht dann wiederum auch die Euro-Zone nach unten. Diese dürfte 2025 und 2026 um 1,0 und dann um 1,4 Prozent zulegen, langsamer als bisher vom IWF erwartet. Die Experten verwiesen darauf, dass die Gaspreise in Europa etwa fünf Mal so hoch seien wie in den USA, viel mehr als früher. Innerhalb Europas ist Deutschland auch abgeschlagen, vor allem Spanien wächst wesentlich stärker, aber auch Frankreich und Italien liegen vorne. Deutschland steckt zudem mitten im Wahlkampf und dürfte erst im Frühjahr eine neue Regierung haben. Diese muss dann eine Antwort auf die aktuelle Wirtschaftsschwäche finden.

Optimistischer als bisher zeigte sich der IWF für China. In der Volksrepublik dürfte die Wirtschaft 2025 und 2026 um 4,6 und 4,5 Prozent wachsen. Nach einem starken Endspurt legte die chinesische Wirtschaft 2024 um 5,0 Prozent zu. Zwischenzeitlich wurde eine viel stärkere Abkühlung befürchtet. Die höchsten Wachstumsraten der großen Länder in den nächsten beiden Jahren weist weiterhin Indien auf mit jeweils 6,5 Prozent. Das wäre das gleiche Tempo wie 2024.

Das Wachstum in Russland, das sich 2024 auf 3,8 Prozent summiert haben dürfte, wird sich laut IWF auf 1,4 und dann 1,2 Prozent in den nächsten beiden Jahren abschwächen. Experten hatten die bislang guten Werte vor allem als Effekt der umfangreichen Mittel gewertet, die in den Rüstungsbereich geflossen sind, um den Krieg gegen die Ukraine zu finanzieren. Mit der Zeit sollten sich die Sanktionen gegen Russland aber stärker auswirken.

Die gute Nachricht für die Weltwirtschaft ist die sinkende Inflation, Folge der gestiegenen Zinsen. Weltweit wird dieses Jahr noch mit einer Teuerungsrate von 4,2 Prozent gerechnet, nächstes Jahr sollten es dann 3,5 Prozent sein. Das werde den Notenbanken eine Lockerung der Geldpolitik erlauben, so Gourinchas. Allerdings gibt es auch hier riesige Unterschiede. Während die Inflation in Industriestaaten nahe zwei Prozent – dem optimalen Wert für viele Volkswirtschaften – liegen dürfte, kämpfen Schwellen- und Entwicklungsländer noch mit höheren Werten, was zu mehr Armut führen kann. Ein starker Dollar könne zudem Kapital aus Schwellenländern abziehen, warnte der IWF.

(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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