Umfrage: Deutscher Wirtschaft droht Schaden durch Donald Trump

Berlin (Reuters) – Die deutsche Wirtschaft blickt mit Sorge auf den künftigen US-Präsidenten Donald Trump.

Rund 90 Prozent der Unternehmen importierten oder exportierten digitale Technologien oder Dienstleistungen und rechneten hier mit massiven Belastungen für ihr Geschäft, teilte der Digitalverband Bitkom am Montag mit. Etwa 95 Prozent dieser Firmen erwarteten, dass sich Trumps zweite Amtszeit für sie negativ auswirken werde. Das geht aus einer Bitkom-Umfrage unter gut 600 Unternehmen aller Branchen in Deutschland ab 20 Beschäftigten hervor.

Auch Wirtschaftsexperten schätzen die im Laufe des Tages beginnende zweite US-Präsidentschaft des Republikaners vor allem für die westlichen Industrienationen als belastend ein. “Die Sorge, dass Donald Trump der Wirtschaft schadet, ist vor allem in westlichen Industrieländern verbreitet”, fasste Ifo-Forscher Niklas Potrafke die Ergebnisse der vierteljährlichen Umfrage des Münchner Ifo-Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik unter fast 1400 Experten aus 125 Ländern zusammen. “In Afrika, Lateinamerika und Asien rechnen die Experten dagegen kaum mit negativen Effekten auf das Wirtschaftswachstum ihrer Länder.”

Trump soll gegen 18.00 Uhr deutscher Zeit vereidigt werden. Er hat mehrfach mit hohen Importzöllen gedroht, die etwa Export-Europameister Deutschland treffen könnten. “Eine Politik der Abschottung oder gar ein Handelskrieg würde nicht nur den internationalen Handel belasten, sondern auch die globalen Lieferketten und die Investitionsbereitschaft beeinträchtigen sowie Wohlstand vernichten”, erklärte der Präsident des Exportverbands BGA, Dirk Jandura. Deutschland und Europa sollten stärker mit den USA zusammenarbeiten, um gemeinsame Herausforderungen anzugehen – wie faire Wettbewerbsbedingungen.

“Die zweite Amtszeit von Donald Trump kann sogar ein europäischer Moment werden”, sagte Jandura. So könne Druck von außen eine Konsolidierung der europäischen Kapazitäten bei Investitionen, Innovation und Verteidigung in Europa beschleunigen. “Ein starkes Europa ist auch gut für die Vereinigten Staaten”, sagte der Chef des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). Gerade für Deutschland sei ein gutes transatlantisches Verhältnis maßgeblich – sicherheits- und handelspolitisch. “Die USA sind unser wichtigster Handelspartner, gefolgt von China.”

“EU HAT SCHEINBAR PLÄNE FÜR GEGENZÖLLE IN SCHUBLADE” Fachleute erwarten, dass Trump kurz nach seiner Vereidigung viele Erlasse unterschreibt und damit eine Politikwende in vielen Bereichen anschieben will. Hier könnten bereits Zolldekrete enthalten sein, die auch die EU betreffen, sagte Chefökonom Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank (HCOB). “Ich gehe davon aus, dass die EU schon seit einigen Jahren dabei ist, sich auf einen Regierungswechsel in den USA vorzubereiten und warm anzuziehen”, betonte der Analyst. “Die EU-Kommission scheint bereits Pläne für Gegenzölle in der Schublade zu haben und dürfte auch Folterwerkzeuge für US-Plattformunternehmen prüfen.” Diese könnten die Steuerpolitik und die Regulierung betreffen.

“Die Frage ist, ob die Abwehrmaßnahmen und Zugeständnisse an die USA reichen werden, um größeren Schaden für den Außenhandel der EU abzuwenden oder eine protektionistische Abwärtsspirale zu verhindern”, sagte De la Rubia. Es sei davon auszugehen, dass eine Unsicherheit bei den Unternehmen selbst nach einer Entscheidung der USA zu höheren Zöllen bestehen bleibe “und sich die Exportwirtschaft der EU und Deutschlands nachhaltig umorientieren muss”. Die deutschen Firmen seien hier aber grundsätzlich breit und gut aufgestellt, um einen Teil der Verluste aus dem Exportgeschäft mit den USA wieder aufzufangen. “Dabei sollte auch der schwache Euro helfen.”

(Bericht von Klaus Lauer und Rene Wagner, redigiert von Reinhard Becker. – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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