Adidas schwimmt mit Milliardengewinn auf Erfolgswelle – Aktie hebt ab

(neu: Analysten, Kursreaktion, Vergleich mit Nike)

– von Alexander Hübner

München (Reuters) – Ein fulminantes Weihnachtsgeschäft beflügelt Adidas.

Dank eines Umsatzschubs um fast ein Viertel zum Jahresende hat der zweitgrößte Sportartikelkonzern der Welt seine eigenen, schon dreimal nach oben geschraubten Erwartungen für das Jahr 2024 noch übertroffen. Das Betriebsergebnis habe sich auf 1,34 (2023: 0,27) Milliarden Euro verbessert – also um mehr als eine Milliarde, teilte Adidas am Dienstagabend in Herzogenaurach mit. Vorstandschef Björn Gulden hatte zuletzt einen operativen Gewinn von 1,2 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. “Obwohl wir noch nicht da sind, wo wir langfristig sein wollen, bin ich sehr zufrieden mit dieser Entwicklung, die sehr viel besser war als erwartet”, sagte er. Der Umsatz wuchs um elf Prozent auf 23,7 Milliarden Euro, ebenfalls stärker als gedacht.

Für 2025 verspricht Gulden noch mehr. Dann könne Adidas erneut um mehr als zehn Prozent zulegen. “Dieses Wachstum wollen wir nutzen, um unser Betriebsergebnis weiter zu verbessern und unserem Margenziel von zehn Prozent noch näher zu kommen”, sagte Gulden. Dieses Ziel hat er für 2026 ausgegeben. Im abgelaufenen Jahr lag die operative Umsatzrendite rechnerisch bei knapp 5,7 Prozent. Stifel-Analyst Cedric Lescable hält für das neue Jahr 8,1 Prozent für möglich.

“Das Management ist noch zuversichtlicher als im Oktober”, schrieb Lescable. Der Optimismus machte die Adidas-Aktie am Mittwoch mit einem Plus von 6,5 Prozent zu einem der größten Gewinner im deutschen Leitindex Dax. Mit 259,20 Euro steht sie so hoch wie seit mehr als drei Jahren nicht mehr. Das genüge, um dem Markt die jüngsten Sorgen zu nehmen, wie dauerhaft wohl das Wachstum sei, hieß es bei JPMorgan. Adidas könne das Margenziel dank der anhaltenden Begehrlichkeit der Marke 2026 “erreichen, wenn nicht übertreffen”, schrieben die Analysten von Telsey.

Adidas profitiert vor allem davon, dass seine Retro-Modelle aus den 1970er und 1980er Jahren wie “Samba” und “Gazelle” bei vielen Kunden wieder in sind. Damit setzt sich die Nummer zwei massiv von Marktführer Nike ab, der für das Weihnachtsgeschäft einen Umsatzeinbruch um mehr als zehn Prozent und sinkende Margen in Aussicht gestellt hatte. Nike habe seine “Obsession für den Sport verloren”, sagte der neue Firmenchef Elliott Hill im Dezember. Adidas hat sich dagegen unter Gulden auf den Sport und die Einzelhändler zurückbesonnen, die sich unter seinem Vorgänger Kasper Rorsted stiefmütterlich behandelt fühlten. “Wir sehen Potenzial, unseren Marktanteil in allen Märkten zu steigern”, sagte Gulden.

Bei Adidas schnellte der Umsatz von Oktober bis Dezember um 24 Prozent auf fast sechs Milliarden Euro nach oben. Währungsbereinigt waren es immerhin 19 Prozent mehr. “Ich bin sehr zufrieden damit, wie sich das vierte Quartal und das Gesamtjahr für Adidas entwickelt haben”, sagte Gulden – zumal das Weihnachtsgeschäft im Handel allgemein schwierig gewesen sei. Adidas werde für Kunden und Einzelhändler interessanter – sowohl im Sport- als auch im Lifestyle-Bereich. Damit schrieb der Konzern überraschend einen operativen Gewinn von 57 (2023: minus 377) Millionen Euro. Analysten hatten erneut rote Zahlen erwartet. Die Bruttomarge verbesserte sich auf 49,8 von 44,6 Prozent. Das sei umso erstaunlicher, als Adidas Gegenwind vom starken Dollar spüre, in dem die Branche mit den Lieferanten abrechnet, erklärte Stifel-Analyst Lescable.

(Mitarbeit: Linda Pasquini und Ozan Ergenay; redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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