Chipfirmen reißen sich um Maschinen von ASML

Eindhoven (Reuters) – Der wachsende Bedarf an Hochleistungschips für Künstliche Intelligenz (KI) hat ASML einen Auftragsboom beschert.

Halbleiter-Hersteller hätten im vergangenen Quartal Maschinen im Wert von gut sieben Milliarden Dollar bestellt, teilte der niederländische Anlagenbauer am Mittwoch mit. Analysten hatten mit knapp vier Milliarden Dollar gerechnet. Auf dieser Basis bekräftigte der Weltmarktführer für Maschinen zur Chip-Herstellung sein Ziel eines Umsatzes in diesem Jahr zwischen 30 Milliarden und 35 Milliarden Euro. Bis 2030 soll sich dieser Wert auf bis zu 60 Milliarden Euro verdoppeln.

Anleger reagierten auf die Geschäftszahlen erleichtert. Die ASML-Aktie stieg an der Amsterdamer Börse zeitweise um knapp zwölf Prozent. Das war der größte Kurssprung seit etwa fünf Jahren. In ihrem Windschatten gewannen Titel der US-Konkurrenten LAM Research, KLA und Applied Materials vorbörslich jeweils rund vier Prozent. “Der Markt war besorgt wegen des Auftragseingangs”, kommentierten die Analysten der Bank JPMorgan die ASML-Zahlen. “Pessimisten hatten für 2025 einen Rückgang befürchtet.”

Der Umsatz von ASML kletterte im vierten Quartal um etwa ein Viertel auf 9,26 Milliarden Euro und lag damit knapp über der vom Unternehmen angepeilten Spanne. Der Reingewinn übertraf mit 2,69 Milliarden Euro die Erwartungen ebenfalls leicht. “Die Entwicklung von KI ist der wichtigste Wachstumsmotor für unsere Branche”, sagte ASML-Chef Christophe Fouquet.

BERUHIGUNG NACH DEM DEEPSEEK-SCHOCK

Wichtige Abnehmer für ASMLs hochmoderne Maschinen sind der Auftragsfertiger TSMC und der Chip-Hersteller SK Hynix. Die beiden Firmen produzieren auf Hochtouren Hochleistungsprozessoren und -speicherchips für KI-Rechner. TSMC will seine Investitionen in diesem Jahr um 40 Prozent auf bis zu 42 Milliarden Dollar steigern. Hynix hat moderate Ausgabensteigerungen angekündigt.

Außerdem wollen die großen Cloud-Anbieter Amazon Web Services (AWS), Google und Microsoft in den kommenden Jahren jeweils zweistellige Milliardenbeträge in den Aufbau neuer KI-Rechenzentren stecken. Diese Ausgaben sind Teil des insgesamt 500 Milliarden Dollar schweren US-Projekts “Stargate” zum Ausbau der KI-Infrastruktur.

Im Berichtszeitraum waren die USA mit einem Umsatzanteil von 28 Prozent knapp vor China der wichtigste Absatzmarkt für ASML. Dahinter stehen der Aufbau einer TSMC-Fabrik im US-Bundesstaat Arizona und der Kauf zweier hochmoderner Chip-Maschinen durch Intel. Jede dieser Anlagen von der Größe eines Doppeldecker-Busses kostet rund 400 Millionen Euro.

Zu Wochenbeginn hatte DeepSeek Zweifel am Bedarf für umfangreiche zusätzliche Rechenpower geweckt. Die KI des chinesischen Start-ups benötigt den Angaben zufolge für Training und Betrieb deutlich weniger Computerleistung als üblich, liegt technologisch aber auf Augenhöhe mit ChatGPT und anderen Modellen. Dies hatte einen Ausverkauf westlicher Technologiewerte ausgelöst. ASML sei aber zu weit weg vom Geschehen, um beurteilen zu können, ob die KI-Branche vor einer Zeitenwende stehe, gab Analyst Michael Roeg vom Vermögensverwalter Degroof Petercam zu bedenken. “Diese Frage müssen die großen Rechenzentren-Betreiber oder der Chip-Hersteller Nvidia beantworten.”

(Bericht von Nathan Vifflin und Toby Sterling, geschrieben von Hakan Ersen, redigiert von Thomas Seythal)

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