Berlin (Reuters) – Deutsche Unternehmen können Importe aus Russland, der Ukraine und Belarus nur schwer ersetzen.
Lediglich 13,8 Prozent der Industriefirmen mit Lieferproblemen aus diesen Ländern könnten ihre Bezugsquellen kurzfristig komplett austauschen, geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Ifo-Instituts hervor. Für 43,4 Prozent ist dies demnach nur teilweise möglich. Weitere 16,3 Prozent antworteten, andere Bezugsquellen seien wirtschaftlich nicht sinnvoll. 13,8 Prozent wiederum erklärten sogar, dies sei gar nicht möglich.
“Der Wechsel von Bezugsquellen bereitet vielen Unternehmen Kopfzerbrechen”, sagte Ifo-Forscher Klaus Wohlrabe zum Umfrageergebnis. “Jahrelang erprobte Lieferketten und Produktionsprozesse lassen sich oft kurzfristig nicht umorganisieren.”
Im Großhandel erklärten sogar nur 7,4 Prozent, es sei vollständig möglich, kurzfristig neue Importquellen zu finden, so das Ifo. 42,0 Prozent gehen davon aus, dass dies nur teilweise möglich ist. Wirtschaftlich nicht sinnvoll ist dies für 16,0 Prozent, gar nicht möglich für 17,3 Prozent. Viele Unternehmen sind auch indirekt betroffen, weil ihre eigenen Zulieferer Importe aus Russland beziehen. “Es besteht zudem oft eine Unsicherheit, ob und wie stark Unternehmen möglicherweise durch die Sanktionen betroffen sind”, sagte Wohlrabe.
Russland hat am 24. Februar seine Invasion in die Ukraine begonnen. Westliche Staaten und ihre Partnerländer haben darauf mit Sanktionen reagiert, auch gegen das mit Russland verbündete Belarus. Derzeit wird von den EU-Staaten eine Verschärfung diskutiert. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sieht die deutschen Unternehmen belastet durch die hohen Energiepreise im Zuge des Krieges in einer Art “Staccato”-Phase. Es fehlten Fachkräfte, die Lieferketten funktionierten nicht mehr richtig. “Das heißt, es läuft nicht mehr glatt durch, sondern es gibt immer wieder Rohstoffe, dann wird produziert, dann wird abgebrochen”, sagte der Grünen-Politiker am Montag.