Zoll-Schockwellen drücken Börsen – Kryptos brechen ein

Frankfurt (Reuters) – Die Angst der Anleger vor einem Handelskrieg nach der Verkündung neuer US-Zölle macht den Börsen zu schaffen.

Der Dax und der EuroStoxx50 notierten am Montagvormittag jeweils knapp zwei Prozent tiefer bei 21.367 und 5194 Punkten. Noch stärker unter Druck gerieten als riskant angesehene Anlagen wie Kryptowährungen. Der Bitcoin verlor etwa 6,2 Prozent auf 95.862 Dollar, Ethereum brach um mehr als 20 Prozent ein. Damit steuerte die nach dem Bitcoin zweitwichtigste Cyber-Devise auf den größten Tagesverlust seit dem Börsen-Crash vom März 2020 zu.

US-Präsident Donald Trump hatte am Wochenende drastische Zoll-Erhöhungen verkündet und damit Sorgen vor einem Handelskrieg geschürt. Alle Einfuhren aus Mexiko und Kanada in die USA dürften ab Dienstag mit einer 25-prozentigen Gebühr belastet werden. Auf Waren aus China werden zehn Prozent zu den schon geltenden Zöllen aufgeschlagen. “Wer wirklich geglaubt hatte, der neue US-Präsident würde bei seinem Lieblingsthema Strafzölle nur pokern und auf Verhandlungen setzen, der wird jetzt eines Besseren belehrt”, sagte Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets. “Verhandeln mag der Republikaner zwar sicherlich noch, aber zunächst einmal folgen auf Zölle Gegenzölle.” Befürchtet wird nun, dass das Wirtschaftswachstum weltweit gelähmt wird.

EURO NÄHERT SICH DOLLAR-PARITÄT

Trump will am Montag mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau und der mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum über die Zölle sprechen, doch Experten zeigen sich vorsichtig. “Ob die Telefonate noch etwas ändern können, ist aktuell irgendwo zwischen offen und fragwürdig”, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager vom Vermögensverwalter QC Partners.

Die Erwartung, dass die Zölle die Inflation nach oben treiben und damit die US-Notenbank Fed von weiteren Zinssenkungen abhalten könnte, stützte die US-Devise. Der Dollar-Index rückte um ein Prozent auf 109,48 Punkte vor. Dies machte in Greenback gehandelte Rohstoffe teurer und verhinderte vorerst eine Fortsetzung der Goldpreis-Rally. Das Edelmetall verbilligte sich etwas auf 2797 Dollar je Feinunze, nachdem es am Freitag mit 2817,23 Dollar ein Rekordhoch markiert hatte. Doch sollte es wegen der Zölle zu einem ausgewachsenen Handelskrieg kommen, werde Gold als “sicherer Anlagehafen” seine Rally sicher wieder aufnehmen, schrieben die Experten der US-Großbank JPMorgan. Der Euro verlor indes gut ein Prozent auf 1,0245 Dollar und näherte sich damit weiter der Parität zum Greenback. “Früher oder später wird Trump auch die EU mit Zöllen belegen”, schrieben die Commerzbank-Experten.

Auch die jüngsten Nachrichten an der Konjunkturdatenfront konnten die Investoren nicht beruhigen. Der Einkaufsmanagerindex für die deutsche Industrie stieg im Januar zwar um 2,5 Zähler auf 45,0 Punkte. Allerdings blieb das an den Finanzmärkten stark beachtete Barometer trotz des Anstiegs noch deutlich unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Nun warten Börsianer auf die Inflationsdaten für die Euro-Zone im Januar, die um 11.00 Uhr (MEZ) veröffentlicht werden.

AUTOMOBILSEKTOR UNTER DRUCK

Unter Druck bei den Einzelwerten gerieten vor allem die Aktien aus dem Automobilsektor. Die Titel von BMW, Daimler Truck, Mercedes-Benz, Traton und Volkswagen verloren zwischen knapp vier und gut sechs Prozent. Viele der in den USA verkauften Fahrzeuge deutscher Hersteller werden in Mexiko produziert. “Da verwundert es nicht, dass hierzulande die Stimmung umschlägt”, sagte Altmann.

Nach unten ging es auch bei den Technologiewerten. Der europäische Branchenindex mit Schwergewichten wie STMicroelectronics, Infineon und ASML gab 2,6 Prozent nach.

Der luxemburgische Stahlkonzern ArcelorMittal und sein finnischer Rivale Outokumpu verloren indes gut vier und knapp zwei Prozent. Den Experten der US-Großbank JPMorgan zufolge generiert ArcelorMittal etwa 15 Prozent seines Umsatzes in den USA, wovon der Großteil auf Stahlexporte aus Mexiko und Kanada entfällt. Outokumpu erwirtschafte rund 30 Prozent ihres Umsatzes in Nordamerika und betreibe zudem ein Edelstahlwerk in Mexiko. Die Papiere der Konkurrenten Acerinox in Spanien und SSAB in Schweden, die Produktionsanlagen in den USA betreiben, rückten dagegen um je rund ein Prozent vor.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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