China antwortet sofort mit Gegenmaßnahmen auf US-Zölle – aber moderat

– von Trevor Hunnicutt und Kevin Huang und Christian Krämer

Washington/Peking/Berlin (Reuters) – Zwischen den USA und China stehen die Zeichen auf Handelskrieg.

Nur wenige Minuten nach Inkrafttreten der von US-Präsident Donald Trump initiierten Zölle auf Importe aus China kündigte die Volksrepublik am Dienstag Gegenmaßnahmen an. Diese sollen ab dem 10. Februar gelten, wie das Finanzministerium in Peking mitteilte. Sie sind allerdings weniger umfassend als die US-Zölle. Nach kurzen Verhandlungen waren ähnliche US-Zölle gegen Kanada und Mexiko um einen Monat verschoben worden.

China nimmt vor allem Energie-Exporte der USA ins Visier. So sollen Zölle von 15 Prozent auf Kohle und Flüssigerdgas sowie in Höhe von zehn Prozent auf Rohöl erhoben werden. Abgaben von zehn Prozent sollen auch auf landwirtschaftliche Geräte und einige Fahrzeug-Modelle fällig werden.

Laut dem britischen Analysehaus Capital Economics beziehen sich die chinesischen Zölle auf ein jährliches Importvolumen von rund 20 Milliarden Dollar. Die US-Zölle gelten dagegen für ein Importvolumen von 450 Milliarden Dollar. “Die Maßnahmen sind relativ moderat”, sagte China-Experte Julian Evans-Pritchard. Sie seien so konstruiert worden, um ein Signal an die USA zu senden. Trump soll nach Angaben des Weißen Hauses im Verlauf der Woche noch mit Chinas Präsident Xi Jinping reden.

Darüber hinaus winken amerikanischen Unternehmen aber neue Sanktionen in China. So wurde eine Kartelluntersuchung gegen Google eingeleitet. Die Suchmaschine des US-Konzerns Alphabet verstoße mutmaßlich gegen das Antimonopolgesetz des Landes, so die Marktregulierungsbehörde. Google ist in China blockiert, das Unternehmen arbeitet jedoch mit lokalen Partnern zusammen.

Außerdem wurden umfassende Exportbeschränkungen für fünf Metalle angekündigt, die in der Verteidigungsindustrie und für klimafreundliche Energien verwendet werden. Die Kontrollen, die sofort in Kraft treten, umfassen die Metalle Wolfram, Tellur, Wismut, Indium und Molybdän sowie verwandte Produkte. Das Handelsministerium erklärte, die Kontrollen dienten der “Wahrung nationaler Sicherheitsinteressen”.

EU KÜNDIGT HARTE VERHANDLUNGEN AN

Die Europäische Union könnte als nächstes ins Visier von Trump geraten. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte in Brüssel, die EU sei zu harten Verhandlungen bereit. Es gelte aktuell, an den vielen Bereichen zu arbeiten, in denen die Interessen der USA und der EU zusammenliefen. Etwaige Missstände müssten ausgeräumt und die Grundlagen für eine stärkere Partnerschaft gelegt werden.

Die Handelsminister der 27 EU-Staaten trafen sich am Dienstag in Warschau. Der für die EU-Handelspolitik zuständige Kommissar Maros Sefcovic will schnell die Nähe zur Trump-Regierung suchen. Bisher sind die Kontakte beschränkt, weil viele Vertreter der US-Regierung noch nicht in ihren Ämtern bestätigt sind. Bis dahin dürfen sie nicht mit ausländischen Regierungen sprechen. Zwischen Trump und von der Leyen gab es bisher noch keinen Kontakt.

Luxemburgs Außenminister Xavier Bettel sagte, Trump werde sich in den Verhandlungen konstruktiv verhalten, um Schaden von den USA abzuwenden. “Ich denke, dass Donald Trump gewählt wurde, um die Inflation zu drücken, nicht um Inflation anzuheizen.” Bei Zöllen der USA müsse die EU aber reagieren.

Die neuen Zölle werden zahlreiche Unternehmen in Mitleidenschaft ziehen, nicht nur aus der Autoindustrie. Der weltgrößte Spirituosen-Hersteller Diageo teilte mit, sollten die US-Zölle gegen Kanada und Mexiko im März tatsächlich eingeführt werden, würde der Betriebsgewinn im laufenden Geschäftsjahr um rund 200 Millionen Dollar gemindert. Der deutsche Autozulieferer ZF rechnet mit Preiserhöhungen.

IFO: CHINA BESSER ALS ANDERE FÜR HANDELSKRIEG GERÜSTET

In der Nacht zu Dienstag waren die neuen US-Zölle in Kraft getreten. Trump hat sie damit begründet, dass die Führung in Peking den Handel mit illegalen Drogen nicht gestoppt habe. Er stört sich zudem am riesigen Handelsdefizit seines Landes mit China.

Das asiatische Land würde einen Handelskrieg mit den USA aber deutlich besser verkraften als Kanada und Mexiko. Der chinesische Export dürfte lediglich um 3,8 Prozent zurückgehen, teilten die Forscher des Münchner Ifo-Instituts mit. Kanada müsste bei Zöllen und Gegenzöllen mit einem Minus seiner Gesamtausfuhren von 28 Prozent rechnen, Mexiko sogar von 35 Prozent. “Während China den Handel leichter von den USA umlenken kann, sind Kanada und Mexiko aufgrund ihrer geografischen Lage deutlich stärker an die USA gebunden”, sagte Ifo-Expertin Lisandra Flach. Die USA dürften einen Handelskrieg auch selbst zu spüren bekommen. Die Ifo-Forscher gehen von einem Exportminus der USA von 22 Prozent aus. Deutschland würde leicht profitieren, solange keine US-Zölle gegen die EU erhoben werden.

Trump hatte seine Androhung von Zöllen in Höhe von 25 Prozent gegen Mexiko und Kanada am Montag in letzter Minute doch nicht umgesetzt. Im Gegenzug für Zugeständnisse bei der Grenzsicherung und der Bekämpfung der Kriminalität einigte er sich mit den beiden Nachbarländern darauf, die neuen Zölle um 30 Tage zu verschieben.

(Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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