Washington/Peking/Berlin (Reuters) – Zwischen den USA und China stehen die Zeichen auf Handelskrieg.
Nur wenige Minuten nach Inkrafttreten der von US-Präsident Donald Trump initiierten Zölle auf Importe aus China kündigte die Volksrepublik am Dienstag Gegenmaßnahmen an. Diese sollten ab dem 10. Februar gelten, teilte das Finanzministerium in Peking mit. Sie sind allerdings weniger umfassend als die US-Zölle. Nach kurzen Verhandlungen waren ähnliche US-Zölle gegen Kanada und Mexiko um einen Monat verschoben worden.
China nimmt vor allem Energie-Exporte der USA ins Visier. So sollen Zölle von 15 Prozent auf Kohle und Flüssiggas sowie in Höhe von zehn Prozent auf Rohöl erhoben werden. Abgaben von zehn Prozent sollen auch auf landwirtschaftliche Geräte und einige Fahrzeug-Modelle fällig werden. Trump soll nach Angaben des Weißen Hauses im Verlauf der Woche noch mit Chinas Präsident Xi Jinping reden.
In der Nacht zu Dienstag waren die neuen US-Zölle in Kraft getreten. Trump hat sie damit begründet, dass die Führung in Peking den Handel mit illegalen Drogen nicht gestoppt habe. Er stört sich zudem am riesigen Handelsdefizit seines Landes mit China.
Das asiatische Land würde einen Handelskrieg mit den USA aber deutlich besser verkraften als Kanada und Mexiko. Der chinesische Export dürfte lediglich um 3,8 Prozent zurückgehen, teilten die Forscher des Münchner Ifo-Instituts mit. Kanada müsste bei Zöllen und Gegenzöllen mit einem Minus seiner Gesamtausfuhren von 28 Prozent rechnen, Mexiko sogar von 35 Prozent. “Während China den Handel leichter von den USA umlenken kann, sind Kanada und Mexiko aufgrund ihrer geografischen Lage deutlich stärker an die USA gebunden”, sagte Ifo-Expertin Lisandra Flach. Die USA dürften einen Handelskrieg auch selbst zu spüren bekommen. Die Ifo-Forscher gehen von einem Exportminus der USA von 22 Prozent aus. Deutschland würde leicht profitieren, solange keine US-Zölle gegen die EU erhoben werden.
KANADA UND MEXIKO VERHANDELN SCHONFRIST
Trump hatte seine Androhung von Zöllen in Höhe von 25 Prozent gegen Mexiko und Kanada am Montag in letzter Minute doch nicht umgesetzt. Im Gegenzug für Zugeständnisse bei der Grenzsicherung und der Bekämpfung der Kriminalität einigte er sich mit den beiden Nachbarländern darauf, die neuen Zölle um 30 Tage zu verschieben.
China wurde auch an anderer Stelle aktiv. So wurden umfassende Exportbeschränkungen für fünf Metalle angekündigt, die in der Verteidigungsindustrie und für klimafreundliche Energien verwendet werden. Die Kontrollen, die sofort in Kraft treten, umfassen die Metalle Wolfram, Tellur, Wismut, Indium und Molybdän sowie verwandte Produkte. Das Handelsministerium erklärte, die Kontrollen dienten der “Wahrung nationaler Sicherheitsinteressen”. China leitete zudem eine Kartelluntersuchung gegen Google ein. Die Suchmaschine des US-Konzerns Alphabet verstoße mutmaßlich gegen das Antimonopolgesetz des Landes, teilte die chinesische Marktregulierungsbehörde mit. Google ist in China blockiert, das Unternehmen arbeitet jedoch mit lokalen Partnern zusammen.
Die US-Notenbank Fed warnte unterdessen vor Inflationsrisiken durch die neuen Zölle. “Man kann davon ausgehen, dass die Art von breit angelegten Zöllen, die am Wochenende angekündigt wurden, Auswirkungen auf die Preise haben”, sagte die Präsidentin der regionalen Notenbank Boston Fed, Susan Collins, dem Sender CNBC. Genau beziffern ließen sich die Auswirkungen nicht.
EU BEREITET SICH SCHON AUF ZÖLLE VOR
Die Europäische Union würde laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen entschieden reagieren, sollte sie von Trump ins Visier genommen werden. Luxemburgs Außenminister Xavier Bettel sagte in Warschau, Trump werde sich in den Verhandlungen konstruktiv verhalten, um Schaden von den USA abzuwenden. “Ich denke, dass Donald Trump gewählt wurde, um die Inflation zu drücken, nicht um Inflation anzuheizen.” Bei Zöllen der USA müsse die EU aber reagieren.
Deutschland könnte bei einer Eskalation wegen seiner Exportabhängigkeit besonders stark unter die Räder kommen. Die hiesige Exportbranche zeigt einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) bereits seit Jahren eine Abwärtstendenz. Die Wachstumsraten des Exports haben sich demnach im Zeitraum 2015 bis 2023 im Vergleich zu 2000 bis 2015 um rund zwei Drittel reduziert. Laut IW haben sich die deutschen Ausfuhren besonders in einigen wichtigen Märkten wie Großbritannien und China schwach entwickelt. “In der Gesamtschau verliert Deutschland nach 2015 in 131 von 193 Importländern Importanteile”.
(Bericht von Trevor Hunnicutt, Kevin Huang und Christian Krämer, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)