EZB-Indikator – Lohnwachstum im Euroraum dürfte sich deutlich verlangsamen

Frankfurt (Reuters) – Das Lohnwachstum in der Euro-Zone wird sich nach Schätzungen der Europäischen Zentralbank (EZB) voraussichtlich deutlich abschwächen.

Laut einem am Mittwoch veröffentlichten Lohn-Indikator der EZB (“Wage Tracker”), der auf bereits ausgehandelten Lohnvereinbarungen basiert, wird sich das Wachstum der Löhne auf rund 1,5 Prozent im vierten Quartal 2025 verlangsamen, verglichen mit geschätzten 5,3 Prozent im vierten Quartal 2024. In der 20-Länder-Gemeinschaft spielen die Tarifvereinbarungen zwischen Unternehmen und Gewerkschaften eine zentrale Rolle für die Entwicklung der Löhne. Der EZB liefern die Daten wichtige Hinweise für die Inflationsentwicklung.

Aus Sicht von Daniel Hartmann, Chefvolkswirt des Vermögensverwalters Bantleon, ist der Ausblick zum Lohnwachstum allerdings mit Vorsicht zu genießen. “Zum einen wurden die zurückliegenden Tariflohnabschlüsse durch Einmal- bzw. Sonderzahlungen, die oftmals als ‘Inflationsausgleich’ bezeichnet wurden, nach oben verzerrt”, merkte er an. Zudem werde der Wage-Tracker kontinuierlich revidiert. Viele Tarifabschlüsse hätten dabei die Eigenschaft, dass sie für das zweite Jahr niedrigere Lohnzuwächse vorsehen als für das erste Jahr. “Die im laufenden Jahr neu hinzukommenden Tarifabschlüsse werden die Werte für 2025 demzufolge nachträglich ansteigen lassen”, meint der Experte.

Die Löhne in der Euro-Zone waren in den vergangenen Jahren zum Teil kräftig gestiegen. Denn die Beschäftigten hatten einen Ausgleich für den rasanten Anstieg der Inflation gesucht, die im Herbst 2022 zeitweise bei über zehn Prozent gelegen hatte. Zuletzt waren die Lohnforderungen aber wieder etwas geringer ausgefallen. Denn das Thema Arbeitsplatzsicherung spielt bei den Beschäftigten angesichts der schwachen Konjunktur inzwischen wieder eine wichtige Rolle.

(Bericht von Frank Siebelt; Rdigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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