– von Alexander Hübner
München (Reuters) – Der Medizintechnik-Konzern Siemens Healthineers ist trotz einer anhaltend mauen Nachfrage aus China mit kräftigen Zuwächsen in sein Geschäftsjahr gestartet.
Für gewöhnlich ist das erste Quartal (Oktober bis Dezember) das schwächste für die Siemens-Tochter. Mit einem Umsatzanstieg von sechs Prozent auf 5,48 Milliarden Euro überraschte der Hersteller von MRTs, Röntgengeräten, OP-Robotern und Laborstraßen die Experten am Donnerstag deshalb positiv. Auch das bereinigte Ergebnis vor Steuern (Ebit) lag mit einem Plus von elf Prozent auf 822 Millionen Euro über den Erwartungen der Analysten. Den Gegenwind durch höhere Zölle für die Einfuhr in die USA werde Siemens Healthineers kaum spüren, sagte Finanzvorstand Jochen Schmitz. Das gleiche sich mit dem Rückenwind durch den stärkeren US-Dollar weitgehend aus.
“Ich teile grundsätzlich die Besorgnis über einen globalen Handelskrieg”, sagte Vorstandschef Bernd Montag mit Blick auf die von US-Präsident Trump angekündigten Zölle gegen China und Mexiko. Die Medizintechnik-Branche sei zwar nicht immun gegen solche Entwicklungen, eine intakte Gesundheitsversorgung habe jedoch für die meisten Regierungen Vorrang. Für Healthineers sind die USA der mit Abstand größte Markt; im ersten Quartal wuchs das Geschäft dort mit 16 Prozent weltweit am stärksten.
Die Aussagen beruhigten auch die Börsianer. Die Siemens-Healthineers-Aktie stieg zeitweise auf ein Jahreshoch von 58,44 Euro und war mit einem Kursplus von fast sechs Prozent größter Gewinner im Leitindex Dax. Wenn das erste Quartal das schlechteste sei, lasse die Prognose eines Umsatzwachstums von fünf bis sechs Prozent für das Gesamtjahr noch Luft nach oben, schrieben die Analysten von Stifel. “Ein Schritt in die richtige Richtung”, hieß es bei Barclays.
MONTAG: HÖHERER STREUBESITZ WÄRE GUT
Insgesamt ist der Erlanger Konzern an der Börse damit gut 64 Milliarden Euro wert. Drei Viertel der Anteile liegen beim Mutterkonzern Siemens, der aber zuletzt überraschend seine Mehrheitsbeteiligung in Frage gestellt hatte. Man werde sich bis Ende des Jahres überlegen, wer der beste Eigentümer für Siemens Healthineers sei, sagte Siemens-Finanzchef Ralf Thomas, der auch Aufsichtsratschef von Healthineers ist. Montag begrüßte die Überlegungen: Langfristig wäre ein höherer Streubesitz gut. “Von daher haben wir die Ankündigung sehr positiv aufgenommen.” Wie schnell der Abbau vonstatten gehe, sei “nicht so wichtig”.
Zuversichtlich für das Gesamtjahr stimmt den Vorstand auch der Auftragseingang für Geräte, der im ersten Quartal mehr als ein Fünftel über dem Umsatz lag. Montag bekräftigte die Ziele für das Geschäftsjahr 2024/25 (per Ende September): Der Umsatz soll auf vergleichbarer Basis um fünf bis sechs Prozent zulegen und das Ergebnis je Aktie auf 2,35 bis 2,50 (Vorjahr: 2,23) Euro steigen. Im ersten Quartal lag es mit 51 (49) Cent leicht über dem Vorjahr. Der Nettogewinn stieg um elf Prozent auf 478 Millionen Euro.
Das Sorgenkind bleibt China, wo Siemens Healthineers ein Umsatzminus von sieben Prozent verzeichnete. “Da hat sich leider noch nichts verändert”, sagte Schmitz. Die chinesische Regierung geht gegen Korruption im Gesundheitswesen vor, was die Branche immer noch verunsichert. Erst in der zweiten Jahreshälfte dürfte sich der Umsatz stabilisieren. Fortschritte bringt der Umbau der Diagnostik-Sparte, die Siemens Healthineers ganz auf die neue Generation von Laborsystemen ausgerichtet hat. Sie steigerte den operativen Gewinn um mehr als die Hälfte. Eine mögliche Trennung von der Sparte würde damit für Siemens Healthineers lukrativer, schrieben die Analysten von Jefferies.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)