Reaktionen auf US-Zölle fallen nüchtern aus – Australien könnte Ausnahme werden

Washington (Reuters) – Die internationalen Reaktionen auf die jüngsten US-Zölle auf Aluminium- und Stahleinfuhren in die USA sind nüchtern ausgefallen.

Kanadas Industrieminister Francois-Philippe Champagne bezeichnete die US-Zölle in einer Erklärung als “völlig ungerechtfertigt”, da Stahl und Aluminium aus Kanada wichtige US-Industrien wie Verteidigung, Schiffbau, Energie und Automobilbau unterstützten. In Südkorea rief das Industrieministerium die Stahlhersteller zu Gesprächen darüber auf, wie die Auswirkungen der Zölle minimiert werden könnten. Hongkong will sogar bei der Welthandelsorganisation (WTO) eine Beschwerde einreichen, da die USA den Status der Stadt als eigenständiges Zollgebiet völlig ignoriert hätten, sagte Chefsekretär Eric Chan am Dienstag.

Donald Trump hatte am Montag die Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte auf pauschal 25 Prozent “ohne Ausnahmen oder Befreiungen” erhöht. Zudem zieht er Sonderzölle auf Fahrzeuge, Computerchips und pharmazeutische Produkte in Zukunft in Betracht. Doch schon kurz nach der Verkündung gibt es bereits Diskussionen darüber, ob es nicht doch Ausnahmen geben könnte. Nach einem Telefonat mit dem australischen Ministerpräsidenten Anthony Albanese erwägt Trump nun, Australien angesichts des Handelsüberschusses mit den USA von den Stahl- und Aluminiumzöllen zu befreien. “Wir haben einen Überschuss mit Australien. Es ist eines der wenigen Länder”, sagte Trump vor Reportern. Albanese erklärte, er habe in dem Telefongespräch Australiens Argumente für eine Ausnahmeregelung dargelegt. Er werde darüber nachdenken, sagte der US-Präsident vor Reportern im Oval Office. Australien ist ein wichtiger Sicherheitsverbündeter der USA im indopazifischen Raum und der weltweit größte Exporteur des wichtigsten Stahlrohstoffs Eisenerz.

US-STAHLPRODUZENTEN BEGRÜßEN NEUE ZÖLLE

Trump verhängte 2018 erstmals Zölle auf Stahl und Aluminium auf der Grundlage eines Gesetzes zur nationalen Sicherheit aus der Zeit des Kalten Krieges. Später gewährte er mehreren Ländern, darunter Kanada, Mexiko und Australien, Ausnahmeregelungen und schloss für Brasilien, Südkorea und Argentinien zollfreie Kontingente auf der Grundlage von Vorzollmengen ab. Trumps Nachfolger, der ehemalige Präsident Joe Biden, handelte später zollfreie Kontingente für Großbritannien, Japan und die EU aus. Die neue Regelung stößt bei den nationalen Stahlproduzenten auf viel Beifall. “Wir begrüßen es, dass der Präsident diese Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahlimporte eingeführt und die Ausnahmen, Ausnahmeregelungen und Kontingente abgeschafft hat, die auf veralteten Daten beruhen”, sagte Philip Bell, Präsident der Steel Manufacturers Association.

Die Anordnung zielt auch auf Zölle auf nachgelagerte Stahlprodukte ab, die importierten Stahl verwenden. Trumps Handelsberater Peter Navarro zufolge würden die Maßnahmen den amerikanischen Stahl- und Aluminiumherstellern helfen und die wirtschaftliche und nationale Sicherheit der USA stärken. “Die Stahl- und Aluminiumzölle 2.0 werden dem ausländischen Dumping ein Ende setzen, die inländische Produktion ankurbeln und unsere Stahl- und Aluminiumindustrie als Rückgrat und Pfeiler der wirtschaftlichen und nationalen Sicherheit Amerikas sichern”, sagte er gegenüber Reportern. Dabei gehe es nicht nur um Handel, sondern darum sicherzustellen, dass die USA bei kritischen Industrien wie Stahl und Aluminium nicht vom Ausland abhängig sind. Trump will außerdem auch einen neuen nordamerikanischen Standard einführen, der vorschreibt, dass Stahl- und Aluminiumimporte in der Region geschmolzen und gegossen werden müssen, um die Einfuhr von wenig verarbeitetem chinesischen Stahl in die USA einzudämmen. Trump hatte die Stahl- und Aluminiumzölle erstmals am Sonntag ins Gespräch gebracht, woraufhin seine Handelspartner vor Vergeltungsmaßnahmen warnten.

GEGENZÖLLE WERDEN IN KOMMENDEN ZWEI TAGEN ANGEKÜNDIGT

Der US-Präsident kündigte auch an, in den nächsten zwei Tagen Pläne zur Einführung von Gegenzöllen auf andere Länder bekannt geben zu wollen. In einem Interview mit Fox News sagte Trump, dass andere Länder seit Jahren Zölle auf Importe aus den Vereinigten Staaten erhoben hätten. “Es ist nicht fair, dass andere Länder uns so viele Jahre lang ausgenutzt haben und jetzt dürfen wir plötzlich keine Zölle mehr erheben”, sagte er. Im TV-Interview betonte der US-Präsident, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit am Montag oder Dienstag einen “sehr ausgeklügelten Plan” für die Gegenzölle bekannt geben werde. Im Interview betonte Trump auch, dass er nichts dagegen habe, sollten andere Länder Vergeltungsmaßnahmen ergreifen.

(Bericht von Andrea Shalal, David Lawder, geschrieben von Alexandra Falk. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

tagreuters.com2025binary_LYNXMPEL1A05J-VIEWIMAGE