Studie: Viele Deutsche sehen Hacker und Cyberkrieg als Bedrohung

Frankfurt (Reuters) – Die große Mehrheit der Deutschen hat einer Studie zufolge Angst vor Hackerangriffen und einem ausgewachsenen Cyberkrieg.

Ähnlich viele der Befragten befürchteten aber auch, dass heimische Behörden und Verwaltungen nicht ausreichend auf diese Gefahren vorbereitet seien, ergab eine am Donnerstag veröffentlichte Erhebung des Digitalverbands Bitkom. Anlass der Untersuchung ist die Munich Cyber Security Conference unmittelbar vor Beginn der Münchener Sicherheitskonferenz.

“Deutschland wird täglich digital angegriffen”, sagte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. “Die Grenzen zwischen Cybercrime und hybrider Kriegsführung, zwischen privaten und staatlichen Akteuren sind inzwischen fließend.” Daher müsse die nationale Sicherheit nicht nur klassisch, sondern auch im digitalen Raum gestärkt werden. “Landesverteidigung bedeutet heute nicht mehr nur Investitionen in Panzer und Flugabwehr, sondern den gezielten Einsatz digitaler Technologien und digitalen Know-hows.”

Die Bedrohung für die Bundesrepublik durch Cyberkriminalität bewerteten 70 Prozent der gut 1100 Befragten als hoch bis sehr hoch. Die größte Gefahr für die Cybersicherheit gehe dabei von ausländischen Geheimdiensten (78 Prozent) aus, gefolgt von organisierter Kriminalität (67 Prozent) sowie politischen oder religiösen Extremisten (59 Prozent). Fast sämtliche Befragten sahen in Russland die größte Gefahr für die Cybersicherheit Deutschlands, hieß es in der Studie weiter. Auf Platz zwei rangierte China mit 84 Prozent. Die USA kamen auf 32 Prozent und lagen damit noch vor dem Iran mit 29 Prozent. “Die Einschätzung zeigt, dass die Grenzen zwischen Freund und Feind nicht mehr so klar sind, wie noch vor zehn oder 20 Jahren”, betonte Wintergerst.

Gleichzeitig sähen weniger als ein Viertel der Deutschen die Bundesrepublik gut oder sehr gut vorbereitet auf diese Bedrohungen. 61 Prozent befürchteten den Ausbruch eines Cyberkriegs mit flächendeckenden Angriffen auf kritische Infrastruktur wie Energieversorgung oder Gesundheitswesen. Dennoch komme die Umsetzung der nationalen Sicherheitsstrategie nicht voran, kritisierte der Bitkom. Gerade einmal zwei der 30 Maßnahmen seien inzwischen abgeschlossen, neun seien noch nicht einmal in Angriff genommen worden. “Ambitionierte Strategien und Agenden nützen nichts, wenn es beim beschriebenen Papier bleibt”, sagte Wintergerst.

(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

tagreuters.com2025binary_LYNXMPEL1C0GN-VIEWIMAGE