BDL: Staatliche Kosten im Luftverkehr explodieren 2025

Frankfurt (Reuters) – Höhere Steuern und steigende Gebühren und Entgelte verteuern den deutschen Luftverkehrsstandort in diesem Jahr rasant.

Staatlich veranlasste Kosten erhöhten sich fast um 1,2 Milliarden Euro im Jahr, warnte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) am Donnerstag. “Die Belastungen für den Luftverkehrsstandort erreichen einen gefährlichen Kipppunkt – Deutschland verliert den Anschluss an Europa”, erklärte BDL-Präsident Jens Bischof. Die künftige Bundesregierung müsse die “absurd hohen” Kosten für Airlines und Flughäfen senken, etwa mit dem Streichen der Luftverkehrssteuer, so wie es Schweden vorgemacht habe.

Die Airlines müssten die Kosten weitergeben, um noch Geld zu verdienen. Auf einem typischen Europaflug entfallen pro Strecke mittlerweile 30 Euro des Ticketpreises auf die regulatorischen Vorgaben, erklärte Bischof. Die 1,2 Milliarden Euro rühren laut BDL von der Erhöhung der Luftverkehrssteuer im vergangenen Jahr sowie von steigenden Gebühren und Entgelten für Flugsicherung und Sicherheitskontrollen her. Etwa eine halbe Milliarde davon kalkuliert der BDL an Kosten für die EU-weite Pflicht zum Beimischen klimafreundlichen Flugbenzins SAF ab diesem Jahr und für mögliche Bußgelder ein.

GRÜNES FLUGBENZIN FÖRDERN

In Europa werde der Markthochlauf des noch viel teureren grünen Flugbenzins unter den jetzigen EU-Regeln mit Tankquoten nicht funktionieren, sagte BDL-Geschäftsführer Joachim Lang. Der BDL habe in Brüssel für sein Konzept geworben, einen SAF-Aufschlag auf Ticketpreise abhängig vom Endziel eines Fluges einzuführen. Damit würde ein Wettbewerbsnachteil europäischer Airlines gegenüber Carriern aus Nahost ausgeglichen, die nur für den ersten Teilflug zu ihrem Drehkreuz SAF tanken müssen. Es käme außerdem Geld in die Kasse für Finanzhilfen an die Mineralölindustrie, mehr SAF zu produzieren, damit es nicht mehr viel teurer als fossiles Kerosin sei. Die EU-Kommission wolle jetzt mit einer Studie ergründen, woran es harkt. Die Luftfahrt halte am Ziel der CO2-Reduktion fest, sagte Lang. “Wir stehen zu den Klimazielen, würden sie nur gerne erfüllen können.”

Die staatlichen Standortkosten, die sich in den letzten fünf Jahren schon verdoppelten, steigen durch “die Kostenexplosion” auf 4,5 Milliarden Euro im Jahr und gehören damit zu den höchsten in Europa. Die Folge: Deutsche Fluggesellschaften dampfen ihre Wachstumspläne ein, so auch die Lufthansa. Ausländische Airlines ziehen sich vom deutschen Markt zurück. So wird der Billigflieger Ryanair nicht müde, die hohen Kosten hierzulande anzuprangern. “Deutschland wird von den Airlines wegen der hohen staatlichen Kosten zunehmend gemieden. Darunter leidet die Anbindung unserer Flughäfen und unserer Wirtschaft”, sagte Bischof.

In Deutschland erholt sich der Luftverkehr deshalb im europäischen Vergleich fast am langsamsten von der Corona-Krise. Die Passagierzahl an den Flughäfen stieg 2024 nur um 8,7 Prozent auf knapp 212 Millionen, im Vorjahr war das Wachstum noch stärker mit 20 Prozent. Damit erreicht die Zahl der Fluggäste 85 Prozent von 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Das ist Platz 28 von 32 in Europa. Es gibt zum Beispiel nur noch halb so viele Inlandsflüge wie 2019. Der Flughafen Düsseldorf hat 70 Prozent seiner Langstreckenflüge verloren. Europa ohne Deutschland übertraf das Vorkrisenniveau mit 104 Prozent. Die Erholung geht hierzulande auch im Sommer nur langsam weiter auf 91 Prozent von 2019, während das restliche Europa auf 109 Prozent zulegt.

(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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