Siemens-Aktionäre schmettern weitere virtuelle Hauptversammlungen ab

München (Reuters) – Siemens muss seine Hauptversammlung im nächsten Jahr wieder in einer großen Halle abhalten.

Der Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat des Münchner Technologiekonzerns, auch die Aktionärstreffen 2026 und 2027 im umstrittenen virtuellen Format abhalten zu können, bekam am Donnerstag nicht die nötige Dreiviertel-Mehrheit. Nur 71,1 Prozent der vertretenen Aktionäre stimmten für einen Satzungsbeschluss, der dem Vorstand und dem Aufsichtsratschef die Entscheidung überlässt. Der einflussreiche Stimmrechtsberater ISS, nach dessen Empfehlungen sich vor allem angelsächsische Investoren richten, hatte sein Nein bereits angekündigt, die Aktionärsvereinigung DSW und das Sparkassen-Wertpapierhaus Deka hatten sich dem angeschlossen.

Siemens hatte sich bereits auf eine Abstimmungsniederlage gefasst gemacht. Wie die Nachrichtenagentur Reuters erfahren hatte, hat der Konzern bereits im Vorfeld sicherheitshalber die Münchner Olympiahalle für den nächsten Hauptversammlungs-Termin 2026 reserviert. Trotzdem hatten Vorstandschef Roland Busch und Aufsichtsratschef Jim Hagemann Snabe die virtuelle Hauptversammlung, wie sie Siemens seit 2021 abhält, verteidigt. Sie sei zeitgemäß, dem Präsenzformat praktisch gleichwertig und erleichtere auch ausländischen Aktionären die Teilnahme.

Deka-Experte Ingo Speich blieb bei seiner Kritik. “Die Corona-Zeit ist schon lange vorbei, das kann kein Grund mehr sein für ihr Verharren im unpersönlichen, virtuellen Raum”, sagte er. Er forderte eine hybride Hauptversammlung zumindest bei wichtigen Entscheidungen, bei der die Aktionäre die Wahl zwischen persönlichem Erscheinen und einer Teilnahme über das Internet haben. Auch Fondsmanagerin Vera Diehl von Union Investment forderte Präsenz-Hauptversammlungen. Sie stimme gegen einen “Blankoscheck” für das virtuelle Format.

Am Dienstag hatte bereits der Touristikkonzern TUI die nötige Mehrheit für virtuelle Hauptversammlungen verfehlt. Dort stimmten – ebenfalls auf Betreiben von ISS – nur knapp zwei Drittel der Aktionäre für die Ermächtigung, drei Viertel hätte es sein müssen.

(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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