– von Rene Wagner
Berlin (Reuters) – Wieder stärker steigende Nahrungsmittelpreise haben einen weiteren Rückgang der Inflation in Deutschland im Februar verhindert.
Waren und Dienstleistungen verteuerten sich wie schon im Januar im Jahresvergleich um 2,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag zu seiner ersten Schätzung mitteilte. Im Dezember lag die Teuerungsrate noch bei 2,6 Prozent. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit dieser Entwicklung gerechnet. Von Januar auf Februar zogen die Preise ebenfalls wie erwartet um 0,4 Prozent an.
“Für die Verbraucher sind die Nachrichten nicht wirklich gut”, sagte der Chefökonom des Vermögensverwalters HQ Trust, Michael Heise. “Lediglich für den Energieverbrauch liegen die Preise weiterhin geringfügig unter ihrem Stand von vor einem Jahr.” Dienstleistungen und wieder deutlich teurere Nahrungsmittel hätten dagegen “die Haushaltsbudgets arg belastet”.
Energie verbilligte sich im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,8 Prozent, im Januar hatte sich ein Rückgang um 1,6 Prozent ergeben. Nahrungsmittel verteuerten sich hingegen mit 2,4 Prozent deutlich stärker als zuvor mit 0,8 Prozent. Dienstleistungen kosteten im Schnitt 3,8 (Januar 4,0) Prozent mehr. Die Inflationsrate ohne Nahrungsmittel und Energie, oft als Kerninflation bezeichnet, lag bei 2,6 Prozent. “Der unterliegende Preisauftrieb sollte wegen der zuletzt schwachen Konjunktur weiter etwas nachlassen”, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. “Aber auf die längere Sicht ist Vorsicht angebracht. Schließlich steigen die Löhne nach wie vor zu stark, und Vergeltungszölle der EU würden die Importe verteuern.”
“ZEIT DES BEQUEMEN GELDPARKENS IST VORBEI”
Das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) für den Währungsraum beträgt zwei Prozent. Die nach einheitlichen europäischen Standards berechnete deutsche Teuerungsrate liegt aktuell mit 2,8 Prozent noch deutlich über dieser Zielmarke, so das Statistikamt.
Der Inflationsdruck in Deutschland dürfte einer Umfrage zufolge trotz der anhaltenden Konjunkturflaute kaum nachlassen. Das Barometer für die Preiserwartungen der Unternehmen für die kommenden drei Monate sank im Februar minimal auf 19,4 Punkte, nach 19,5 Zählern im Januar, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner Manager-Umfrage herausfand. “Trotz der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung bleibt die Inflation in Deutschland vorerst über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank”, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.
Die Währungshüter dürften ihren als Leitzins geltenden Einlagensatz in der kommenden Woche laut Experten dennoch zum sechsten Mal seit Juni 2024 senken – auf 2,50 Prozent. “Die Notenbank wird wohl wegen der konjunkturellen Schwäche, vor allem in Deutschland, auf Zinssenkungskurs bleiben”, sagte Ökonom Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). “Das bedeutet für die Sparer, dass Bankeinlagen zunehmend unattraktiv werden und in längere Laufzeiten umgeschichtet werden muss”, sagte DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. “Die Zeiten des bequemen Geldparkens am Geldmarkt sind nach etwa zwei Jahren wieder vorbei.”
(Redigiert von Holger Hansen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)