Deutscher fährt in Mannheim in Menschenmenge – Zwei Tote

Mannheim/Berlin (Reuters) – In Mannheim ist am Montag nach Angaben der Behörden ein 40-jähriger Deutscher mit einem Auto in eine Menschenmenge gerast und hat dabei mindestens zwei Personen getötet.

Laut Polizei wurden zudem fünf Menschen schwer und fünf weitere leicht verletzt. “Zum jetzigen Stand der Ermittlungen wird nicht von einem politischen Hintergrund ausgegangen”, hieß es in einer Mitteilung der Sicherheitsbehörden. Auch Hinweise auf weitere Täter gab es nicht. Laut Staatsanwaltschaft schoss sich der Täter am Tatort in den Mund. Er befinde sich nach medizinischer Versorgung aber in einem stabilen Zustand.

Nach Angaben von Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl fuhr der Mann “mit sehr hoher Geschwindigkeit” in die Fußgängerzone in der Innenstadt hinein. Zum Motiv des Täters könne man noch nichts sagen, konkrete Hinweise auf einen extremistischen oder religiösen Hintergrund lägen aber nicht vor, sagte Strobl am Abend am Tatort in Mannheim. Es sei zu vermuten, dass die Tat “eher in der Person des Täters begründet” sei, dies sei aber Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Die Polizei arbeite mit Hochdruck daran, das Geschehen, die Hintergründe der Tat und die Motivation des Täters aufzuklären.

Die Ermittlungen wurden vom Landeskriminalamt übernommen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft fuhr der Mann offensichtlich mit Absicht in die Menschenmenge, er befinde sich in einer eher schlechten psychologischen Verfassung. Laut Strobl wohnt der Mann im benachbarten Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz. Es gebe derzeit auch keine Hinweise darauf, dass die Tat im Zusammenhang mit einer Faschingsveranstaltung stehe. In Mannheim war der Fasnachtsumzug anders als in Köln oder Mainz nicht am Rosenmontag, sondern schon am Sonntag gefeiert worden und weitgehend friedlich verlaufen.

“INNENSTÄDTE NICHT ZU UMZÄUNTEN FESTUNGEN MACHEN”

Bundesinnenministerin Nancy Faeser brach wegen der Ereignisse ihren Besuch beim Kölner Rosenmontagszug ab und reiste an den Tatort. Am Abend sprach die Ministerin in Mannheim von “einer furchtbaren Gewalttat”. Ihr ausdrücklicher Dank gelte auch der Polizei, binnen zehn Minuten nach der Tat seien 30 Einsatzfahrzeuge am Tatort gewesen. Strobl betonte, eine absolute Sicherheit könne es nicht geben. “Wir können auch nicht unsere Innenstädte zu umzäunten Festungen machen.” Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann sagte bei einem gemeinsamen Auftritt mit Faeser und Strobl: “Wir sind einfach traurig, dass schon wieder solch eine schlimme Tat passiert ist.”

Die Szenen in Mannheim erinnerten an ähnliche Bilder in anderen deutschen Städten in den vergangenen Monaten. Am 13. Februar steuerte ein 24-jähriger Asylbewerber aus Afghanistan seinen Kleinwagen in München in eine Demonstration der Gewerkschaft Verdi. Dabei wurden 30 Menschen zum Teil schwerst verletzt. Ein zweijähriges Mädchen und dessen 37 Jahre alte Mutter starben wenig später an ihren Verletzungen.

Am 20. Dezember war ein aus Saudi-Arabien stammender Mann mit einem Auto in den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast und hatte dabei sechs Menschen getötet und mehr als 200 verletzt. Ende Mai vergangenen Jahres hatte ein damals 26-jähriger Afghane in Mannheim bei einer islamkritischen Kundgebung auf dem Marktplatz mit einem Messer fünf Menschen verletzt. Ein eingreifender Polizist erlag später seinen Verletzungen. All diese Taten hatten einen islamistischen Hintergrund.

(Bericht von Alexander Ratz, redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich an berlin.newsroom@tr.com)

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