Peking (Reuters) – Angesichts des Handelskonflikts mit den USA und der weiter schwelenden Immobilienkrise hält Chinas Notenbank die Tür für weitere Konjunkturhilfen offen.
Laut Zentralbankchef Pan Gongsheng will die Notenbank die Zinsen “zum geeigneten Zeitpunkt” senken und dem Finanzsystem Liquidität zuführen. Näheres nannte er am Donnerstag allerdings nicht – einen Tag, nachdem Ministerpräsident Li Qiang auf der Jahrestagung des Parlaments ein Ankurbeln des Konsums in dem Land mit einer Milliardenbevölkerung angekündigt hatte. Der Exportsektor der Volksrepublik hat durch den von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelskrieg Gegenwind – und das zu einem Zeitpunkt, da die Wirtschaft des Landes durch den mauen Konsum und die Immobilienkrise geschwächt ist.
Chinas Notenbank hatte im Februar beschlossen, den geldpolitischen Schlüsselsatz nicht anzutasten. Das Haupthindernis für eine Lockerung ist die Notwendigkeit, den Yuan gegenüber dem Dollar stabil zu halten – eines der erklärten Ziele der Notenbank. Laut Analysten wäre es ein Zeichen des guten Willens im Vorfeld etwaiger Handelsgespräche mit den USA, eine weitere Schwächung der Landeswährung zu verhindern. Trump hatte jüngst erklärt, ein neues Handelsabkommen mit Peking sei möglich. Den US-Präsidenten stört jedoch, dass China und Japan ihre Währungen seiner Ansicht nach abwerten. Eine schwächere Währung macht die Exporte eines Landes wettbewerbsfähiger, während Importe teurer werden. Trump sagte, die Handelspartner der USA sollten diesen Mechanismus nicht zu ihrem Vorteil ausnutzen. Ohne auf Trumps Äußerungen näher einzugehen, bekräftigte Pan die Position der Notenbank, dass diese die Währungsstabilität auf “einem vernünftigen und ausgewogenen Niveau” halten wolle.
KREDITLINIE FÜR TECHNOLOGIE AUFGESTOCKT
Laut Pan sollen neue geldpolitische Instrumente dazu dienen, Investitionen und Finanzierungen in wissenschaftliche und technologische Innovationen zu fördern sowie den Konsum anzukurbeln und den Außenhandel zu stabilisieren. Eine Kreditlinie für den Technologiesektor werde von 500 Milliarden Yuan auf bis zu eine Billion Yuan (128,9 Milliarden Euro) ausgeweitet, kündigte der Zentralbankchef an. Laut dem Vorsitzenden der staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform, Zheng Shanjie, wird das Land Großprojekte in Schlüsselsektoren wie dem Eisenbahnsektor, der Kernenergie, der Wasserwirtschaft und anderen Bereichen aufsetzen, um private Investitionen anzuziehen.
(Bericht von Kevin Yao, Joe Cash, Liangping Gao and Marius Zaharia; geschrieben von Reinhard Becker; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)