Berlin (Reuters) – Die ab Mittwoch geltenden 25-prozentigen US-Zölle auf Stahl und Aluminium schaden einer Studie zufolge Europa kaum, dafür aber die Vereinigten Staaten umso mehr.
Für die EU-Wirtschaft drohe kurzfristig ein Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um lediglich 0,02 Prozent, heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Simulation des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW). “Dieser geringe Effekt entsteht, da die betroffenen Produkte nur rund fünf Prozent der gesamten EU-Exporte ausmachen und davon wiederum nur ein kleiner Teil in die USA exportiert wird”, hieß es.
Ganz erheblich sei hingegen der wirtschaftliche Schaden, den die USA sich mit den Zöllen selbst zufügen dürften. Die Preise dürften um 0,41 Prozent steigen und damit die Inflationsrate nach oben treiben. US-Exporte wiederum könnten um 1,37 Prozent sinken. “Importierter Stahl und Aluminium verteuern sich erheblich und erhöhen dadurch auch die Produktionskosten vieler amerikanischer Industrien”, so das IfW. “Diesen Preisanstieg dürften US-amerikanische Produzenten von Stahl und Aluminium an ihre Kunden im Inland weitergeben, während ihre Wettbewerbsfähigkeit im Ausland zurückgeht.”
Kanada und Mexiko, bei denen US-Präsident Donald Trump zuletzt Ausnahmen von den länderspezifischen Zöllen eingeräumt hatte, wären erneut stark betroffen. Für Kanada zeigen die Berechnungen einen Rückgang des realen BIP um 0,39 Prozent, für Mexiko um 0,19 Prozent. Ein Großteil der kanadischen und mexikanischen Stahl- und Aluminiumexporte geht direkt in den US-Markt, was diese Länder besonders anfällig für die neuen Zölle macht.
“Diese Zölle mögen symbolisch als protektionistische Maßnahme im Sinne von Amerika-first wirken, letztlich schaden sie aber den wirtschaftlichen Interessen der USA”, sagte der IfW-Forschungsdirektor für Handelspolitik, Julian Hinz. “Auch wenn die direkten Auswirkungen von Trumps Zollpolitik auf die EU nicht ins Gewicht fallen, signalisieren sie das Potenzial für weitere protektionistische Maßnahmen.” Die EU müsse sich auf eine mögliche Eskalation vorbereiten. Eine strategische Priorität für Europa sollte die Diversifizierung des Handels und die Stärkung der wirtschaftlichen Resilienz sein, sagte Hinz.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)